Need for Speed Heat (1.000 / 1.000 G)
War dann nach knapp 45 Stunden mit dem "letzten" Teil durch. Nach "Payback" hat's mich tatsächlich zu den Arcaderacern zurückgebracht und wie auch der Vorgänger weiß auch "Heat" durchaus zu gefallen. Die Stadt und das Umland sind abwechslungsreich gestaltet, es wirkt tatsächlich wie das glitzernde Miami aus "Miami Vice" (inkl. 80s-Retro-Neon-Flair), auch wenn der Fuhrpark schon an die Neuzeit angepasst wurde. Die "Story" ist wieder NfS-like sehr cheesy und nur schmückendes Beiwerk, um alles in einen rennbezogenen Kontext zu setzen.
Der Schwerpunkt liegt natürlich auf Arcaderennen und der Jagd nach der schnellsten Zeit, aber es gibt dann auch Nebenküren wie Offroadrennen und Driftevents. Da diese aber nur den kleinsten Anteil ausmachen, macht es meist auch nichts, wenn man diese Rennen nicht macht.
Es gibt hunderte Sammelitems, Zeitprüfungen, Sprünge und Driftzonen, die alle eingesammelt werden wollen. Das kostet einen auch die längste Zeit im Spiel. (würde das mal zu zwei Dritteln gewichten, wobei ich das Teiletuning da mal mit einbeziehen würde, dazu später mehr) Mit der Story verbringt man dann in Summe am wenigsten Zeit und muss nach erfolgten Storyrennen manchmal auch auf die nächsten Events warten. Wobei es hilft das Game auch neu zu starten, dann kommt das nächste Storyevent gleich um die Ecke. Neben der Hauptstory gibt es noch ein paar Nebenstorygeber, aber diese sind eigentlich nur kurze Einspieler, bei denen man eine kurze Strecke von A nach B zurücklegt, um dort dann ein vorgefertigtes Rennevent zu starten, das man dann später wiederholen kann.
Die Karte wird also nach und nach mit immer mehr Rennsymbolen zugepflastert. An einigen gibt es nach Abschluß ein kleines Häkchen, bei anderen ein gelbes Ausrufezeichen, weil man diese in zwei unterschiedlichen Leistungsklassen fahren kann. Der Witz ist: man kann das Spiel abschließen, ohne alle Rennen einmal gefahren sein zu müssen. Auch für die Story braucht es nur ganz wenige Pflichtrennen. Der Rest dient eigentlich dem Leveling.
Das führt mich dann zum nächsten Schritt: Man muss im Ruf bis auf Stufe 50 aufsteigen. Das Spiel ist in einen Tag- und einen Nachtzyklus eingeteilt, der aber nicht fließend passiert, sondern entweder auf Knopfdruck aus der Weltkarte heraus (man kann von Tag zu Nacht schalten, aber komischerweise nicht zurück von Nacht auf Tag, wohl wegen des Fahndungslevels, wer weiß?), oder aber man wählt Tag oder Nacht beim Verlassen der Werkstatt aus. Während man tagsüber Geld einsammelt, um sich neue Autos oder Teile zu kaufen, sammelt man nachts Ruf und Fahndungslevels. Es lassen sich zwar auch tagsüber Polizeiverfolgungen starten, aber das passiert eigentlich nur, wenn man ein Polizeiauto rammt. Ist also im Grunde nicht für den Tag vorgesehen, nur für die Nacht.
Nachtrennen oder Aktivitäten (z. B. Radarfallen) erhöhen nach Abschluss nachts das Fahndungslevel, die "Heat" genannt. Das maximale Level ist 5. Auf den letzten drei Stufen ist es dann auch schon recht schwer der Polizei zu entkommen. Da braucht es ein potentes Auto. Ist eher was für das Endgame. Das macht es deswegen zu Spielstart sehr schwer, wenn man ungewollt in eine Verfolgung gerät. Muss man aufpassen, denn eine aktive Verfolgung endet entweder mit Entkommen oder Verhaftung. Keine Unterbrechung möglich. Deswegen ist ein starkes Teiletuning empfohlen.
Das Tuning läuft dann doch wieder eher ab wie in den alten Need for Speeds, zum Beispiel Underground. Upgrades werden entweder durch Ruflevelaufstiege oder Rennerfolge freigeschaltet. Für jedes Auto gibt es zudem noch stärkere Motorvarianten, die durch teils arg teure Motorupgrades erhalten werden können. Das hängt ganz stark vom Wert des Autos ab, deswegen empfielt es sich, bei den günstigeren zu bleiben und stärkere Motoren zu kaufen, anstatt viel Geld für teure Autos auszugeben, für die man sich dann keine Endgameupgrades mehr leisten kann und die nur genauso schnell oder langsam sind wie die kleinen, frisierten Boliden.
Auf den höheren Fahndungsstufen ab 3 gibt es spezielle "High Heat Races", bei denen man besonders starke Spezialteile für die Autos freischalten kann. Da die Teile ausgebaut und im Inventar verbleiben können, können höherwertige Teile in verschiedenen Motorvarianten durchaus andere Resultate erzeugen. Es gilt also, zwischen gekauften oder erhaltenen Teilen und zwischen den Autos öfter mal hin- und herzuswitchen, wenn man spezielle Rennen absolvieren will. Es braucht also keinen vollausgebauten und teuren Fuhrpark, sondern man braucht grundsätzlich drei Autos: Eins für Straßenrennen, eines für Driftevents und eins für Offroadrennen. Und selbst zwischen diesen kann man Teile traden, auch wenn es schon Unterschiede bei Getrieben und Reifenmischungen gibt.
Hier wurde übrigens etwas neues probiert, denn man kann jedes Auto durch die Teilewahl entweder zu Straßenrennern, Offroadern oder Driftern umbauen. Es gibt dafür so eine Kreuzmatrix, in der sich ein Punkt in einem Koordinatensystem verschiebt. Grundsätzlich ist es in die vier Fähigkeiten Straßenhaftung, Rennfähigkeit, Offroadfähigkeit und Driftfähigkeit einklassiert. Während also die Rennfähigkeit maximal ausgebaut sein sollte bei Strecken- oder Rundrennen, kann man hier zusätzlich bestimmen, ob dies eher für Straßenhaftung oder Offroadfähigkeit eingestellt sein sollte. Gleichermaßen gibt es auch Unterschiede zwischen Straßendriftern und Staubdriftern (wobei es für letzten Fall irgendwie keine Rennen zu geben schien im Laufe meiner Karriere)
Auch hat man mit der Klassifizierung dann auch noch die Möglichkeit, per Schnellzugriff verschiedene Reaktionen per Klick zu variieren. Bei Drift ist das mehr Bodenfreiheit, Driften eher bei Bremse oder eher bei Beschleunigung zu bekommen. Bei Rennen dann eher die Möglichkeit der Gangübersetzung, der Beschleunigung aus Kurven heraus und was nicht alles. Es ist schon relativ gut variierbar.
Onlinerennen gibt es auch, aber die finde ich kaum der Rede wert. Man kann grundsätzlich bei Spielstart zwischen Online- und Offlinespiel wählen, so dass man online quasi auch die Karriere mit einem Freund durchspielen kann, da sich dann die Stadt wie eine große Multiplayer-Freeroamlobby verhält. Aber vorsicht: Im Onlinemodus kann man nicht pausieren, also Obacht in Verfolungsjagden.
Der Singleplayer wird sich zu 90% im Offlinemodus aufhalten, so ging's mir jedenfalls.
Trotzdem hat das Spiel ein paar ganz nette Onlinefeatures, die sich aber auch eher um das freundliche batteln mit anderen Onlinefreunden in Leaderboards drehen. Hier mal ne schnellere Zeit rausfahren oder mehr Punkte erdriften - das kann motivieren, da auch die Anzahl der Versuche eingeblendet wird.
In Summe fand ich "NfS Heat" ganz gut und für ein Arcaderennspiel erstaunlich funktional und performant. Obwohl das 2019er-Spiel leider keine NextGen-Konsolenunterstützung hat (kein 4K, 60fps oder RayTracing), sieht es schick aus, läuft flüssig und benutzt Pseudo-Raytracing, was besonders bei Regenrennen herauskommt, welches sich fahrerisch leider gar nicht bemerkbar macht. Die Ladezeiten sind aber mitunter recht frustrierend, selbst bei schnelleren, neuen Konsolen.
Bei mir hat's ca. 45 Stunden gedauert, um alle Stufenaufstiege zu bekommen, alle Sammelitems einzusammeln, alle Aktivitäten auf drei Sterne zu bringen, aber am Ende gibt es dann doch nur noch sehr wenig zu tun. Zumal die Autos und das Tuning teuer sind und man sehr viele Rennen fahren muss, bis man sich einigermaßen gute Autos kaufen kann. Gerade zu Spielbeginn sollte man deswegen sein Startauto nehmen (bloß nicht den Mustang auswählen! Alle anderen sind gut), bis man sich für dieses mehr Motor- und Leistungsupgrades leisten kann. Da die Rennen an das eigene Spielerlevel gebunden sind, sollten auch auf höheren Schwierigkeitsgraden wenig Probleme mit Rennerfolgen vorkommen. Irgendwann fährt man der Konkurrenz einfach nur noch weg. Zum Ende hin wird das Spiel deutlich zu leicht.
Für Fans der Serie empfehlenswert, aber es besitzt eben nicht das Herausragende oder die gute Zugänglichkeit wie ein "Forza Horizon".
Meine Wertung:
8/10
Aber für alle anderen würde ich wohl eher
6/10 ansetzen. Das wird dem Spiel durchaus gerecht.