Watch Dogs: Legion
Das Spiel gefällt sicher nicht jedem. Das erstmal vorab. Es ist kein Watch Dogs mehr, wie wir es von den Vorgängern kennen, es ist kein GTA, wo man machen kann, was man möchte und es ist kein Assassin's Creed oder Far Cry, auch wenn es sich in vielen Punkten mit der hauseigenen Konkurrenz messen lassen muss.
Im Mittelpunkt stehen drei Hauptmerkmale: Da wäre die fast ausufernde Geschichte eines von Cyberkriminellen unterdrückten Londons: Eine im Grunde gute und intelligente Story mit mehreren unterschiedlichen Antagonisten, bestehend aus korrupten Sicherheitskräften und seelenlosen Menschenhändlern.
Das andere Merkmal sind Ubisoft-typische Sammelaufgaben, die auch nach dem durchspielen der Story allgegenwärtig sind. Der Trost: Sie sind ausschließlich optional. Niemand wird gezwungen, sich unzählige gefundene Mails durchzulesen, Audiologs und Poodcasts anzuhören oder bestimmte Kleidungestücke, Designs oder Lackierungen zu kaufen. Denn insbesondere letzteres verlangt viele ETO's (Credits), Zeit und Geduld. Denn häufig liegen bestimmte Objekte nicht einfach in der Gegend herum, sondern sind clever und manchmal recht sicher versteckt.
Als dritter Punkt wäre die grundlegend neue Spielweise mit verschiedenen Charakteren. Mann kann in WD Legion nämlich nicht nur eine handvoll unterschiedlicher Agenten spielen, sondern jeden - und ich meine wirklich jeden! Egal ob jung oder alt, ob Passant, Angestellter, Politiker, Sicherheitsoffizier oder Krimineller!
Man kann sich so ein Team mit bis zu 40 Agenten zusammenstellen und hat mal eine Mission nicht so gut geklappt, wählt man einfach einen anderen Charakter mit anderen speziellen Eigenschaften.
So tarnt man sich als OP-Schwester, um ungehindert einen Server in einem Krankenhaus zu hacken. Oder man benutzt im heimlichen Nahkampf die Klaviersaite eines Profikillers. Man hackt die Verfolgerdrohnen mit einem ausgebildeten Fluchtfahrer. Man kämpft in einer Arena mit einer ausgebildeten Kampfsportlerin. Man manipuliert als Bauarbeiter eine Frachtdrohne usw., usw.
Natürlich entsteht zu den aktiven Persönlichkeiten keine so intensive Bindung wie zu einem einzigen Helden, den man das ganze Spiel über steuert. Dafür hat man aber nach einer gewissen Spielzeit seine Lieblingscharaktere gefunden und möchte sie dann auch nicht verletzt, verhaftet oder (wenn aktiviert) sogar für immer tot sehen!
In einigen Hauptquests wechslen sich Charaktere ab, oder reden im Unterschlupf miteinander. Das kann manchmal schon zu unfreiwillig komischen Situationen führen und je nach Ausstaffierung bzw. Kostümierung der NPC's etwas absurd anmuten.
Obwohl die Story durch die Cyberbedrohung diesmal ernsthafter als im Vorgänger ist, gibt es viel zu schmunzeln. Es gibt viele Anspielungen auf andere Genres, Games oder Filme zu entdecken und auch die "allwissende" und manchmal etwas eigenwillige KI Bagley sorgt für einige Lacher.
Wie in den Vorgängern geht es im Kern aber wieder darum, die Bösewichter zu hacken und mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Dazu bekommen unsere Protagonisten vielfältiges Handwerkszeug ausgehändigt. Um feindliche Drohnen, Geschütze und Fahrzeuge lahmzulegen, kann man durch eingestreute Rollenspielelemente seine Upgrades oder Gadgets verbessern. Diese Verbesserungen kann dann allerdings jeder Agent aus dem Team nutzen, so dass sich recht bald im Spiel eine Übermacht der Agenten gegenüber den Feinden abzeichnen kann. Dann hilft es nur, den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen.
Noch ein Wort zur Location: Dem London der nahen Zukunft ist nicht nur die bedrohliche Macht der Unterdrückung durch die Sicherheitskräfte von Albion anzumerken, die Metropole an der (befahrbaren) Themse ist auch wunderschön geraten!
Natürlich ist der Maßstab im Spiel etwas verkleinert, aber vom Picadilly Circus bis zur Millenium Bridge ist so ziemlich jedes Wahrzeichen vertreten und auch oftmals Schauplatz der Handlung.
Es gibt viel Freiheit im Spiel, aber außer ein paar Nebenquests gibt es nur Minispielchen wie Darts oder Biertrinken, also nichts wirklich aufregendes zu tun. Wer sich zwischen den Missionen trotzdem nicht langweilen möchte, kann ja seine Agenten mit unzähligen Kleidungsstücken aus etlichen Shops ausstaffieren! Wer sowas mag, kommt hier nämlich voll auf seine Kosten. Wer nicht, kann auch wahlweise einen Obdachlosen in seiner "Berufskleidung" zum Helden machen!
Fazit: Das neue Spielprinzip, nach dem Motto: "Jeder kann ein Held sein!" funktioniert außerordentlich gut. Ich finde es beachtenswert, dass sich Ubisoft hier tatsächlich mal etwas relativ neues getraut hat. Nicht jeder wird das Feature mögen, aber ich fand es sehr unterhaltsam!
Grafik und Sound (Xbox One X) waren sehr gut, auch wenn es bei 30fps gelegentlich leichtes Tearing gab, wenn sehr viel Landschaft auf dem Bildschirm zu sehen war. Vielleicht ist das aber auch dem anstehenden Generationswechsel zu verschulden.
Bei den vielen Radiosendern in den Fahrzeugen dürfte übrigens für jeden etwas dabei gewesen sein! Viele lange Autofahrten gab es in der Regel aber nicht, da man meistens die Schnellreise mit der U-Bahn genutzt hat.
Größere Fehler gab es nach einem schnellen Hotfix im Spiel nicht mehr. Selten waren mal Clipping-Fehler zu sehen, die in einem Open World Game dieser Größe aber nicht unüblich häufig als gewohnt ausfielen.
Das beste Watch Dogs von dieser Trilogie bisher. Es geht auch ohne einen Aiden Pearce oder Marcus Halloway! Freiheit wird groß geschrieben und auch wenn das Spiel weder als Deckungsshooter, noch als Stealth Action an sich zu den besten im Genre gehört, war die Kombination aus allem für mich gut abgemischt. Erkundung, Sammeltrieb und kleinere Hacker-Rätsel brachten Ruhe ins manchmal hektische London. Wer es unbedingt darauf anlegen wollte, bekam aber jederzeit Action satt!
Schade, dass der Multiplayer erst im Dezember nachgereicht wird. Aber wenn es so gut wie die Kampagne wird, können wir uns darauf freuen!
(8,5/10)
Das Spiel gefällt sicher nicht jedem. Das erstmal vorab. Es ist kein Watch Dogs mehr, wie wir es von den Vorgängern kennen, es ist kein GTA, wo man machen kann, was man möchte und es ist kein Assassin's Creed oder Far Cry, auch wenn es sich in vielen Punkten mit der hauseigenen Konkurrenz messen lassen muss.
Im Mittelpunkt stehen drei Hauptmerkmale: Da wäre die fast ausufernde Geschichte eines von Cyberkriminellen unterdrückten Londons: Eine im Grunde gute und intelligente Story mit mehreren unterschiedlichen Antagonisten, bestehend aus korrupten Sicherheitskräften und seelenlosen Menschenhändlern.
Das andere Merkmal sind Ubisoft-typische Sammelaufgaben, die auch nach dem durchspielen der Story allgegenwärtig sind. Der Trost: Sie sind ausschließlich optional. Niemand wird gezwungen, sich unzählige gefundene Mails durchzulesen, Audiologs und Poodcasts anzuhören oder bestimmte Kleidungestücke, Designs oder Lackierungen zu kaufen. Denn insbesondere letzteres verlangt viele ETO's (Credits), Zeit und Geduld. Denn häufig liegen bestimmte Objekte nicht einfach in der Gegend herum, sondern sind clever und manchmal recht sicher versteckt.
Als dritter Punkt wäre die grundlegend neue Spielweise mit verschiedenen Charakteren. Mann kann in WD Legion nämlich nicht nur eine handvoll unterschiedlicher Agenten spielen, sondern jeden - und ich meine wirklich jeden! Egal ob jung oder alt, ob Passant, Angestellter, Politiker, Sicherheitsoffizier oder Krimineller!
Man kann sich so ein Team mit bis zu 40 Agenten zusammenstellen und hat mal eine Mission nicht so gut geklappt, wählt man einfach einen anderen Charakter mit anderen speziellen Eigenschaften.
So tarnt man sich als OP-Schwester, um ungehindert einen Server in einem Krankenhaus zu hacken. Oder man benutzt im heimlichen Nahkampf die Klaviersaite eines Profikillers. Man hackt die Verfolgerdrohnen mit einem ausgebildeten Fluchtfahrer. Man kämpft in einer Arena mit einer ausgebildeten Kampfsportlerin. Man manipuliert als Bauarbeiter eine Frachtdrohne usw., usw.
Natürlich entsteht zu den aktiven Persönlichkeiten keine so intensive Bindung wie zu einem einzigen Helden, den man das ganze Spiel über steuert. Dafür hat man aber nach einer gewissen Spielzeit seine Lieblingscharaktere gefunden und möchte sie dann auch nicht verletzt, verhaftet oder (wenn aktiviert) sogar für immer tot sehen!
In einigen Hauptquests wechslen sich Charaktere ab, oder reden im Unterschlupf miteinander. Das kann manchmal schon zu unfreiwillig komischen Situationen führen und je nach Ausstaffierung bzw. Kostümierung der NPC's etwas absurd anmuten.
Obwohl die Story durch die Cyberbedrohung diesmal ernsthafter als im Vorgänger ist, gibt es viel zu schmunzeln. Es gibt viele Anspielungen auf andere Genres, Games oder Filme zu entdecken und auch die "allwissende" und manchmal etwas eigenwillige KI Bagley sorgt für einige Lacher.
Wie in den Vorgängern geht es im Kern aber wieder darum, die Bösewichter zu hacken und mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Dazu bekommen unsere Protagonisten vielfältiges Handwerkszeug ausgehändigt. Um feindliche Drohnen, Geschütze und Fahrzeuge lahmzulegen, kann man durch eingestreute Rollenspielelemente seine Upgrades oder Gadgets verbessern. Diese Verbesserungen kann dann allerdings jeder Agent aus dem Team nutzen, so dass sich recht bald im Spiel eine Übermacht der Agenten gegenüber den Feinden abzeichnen kann. Dann hilft es nur, den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen.
Noch ein Wort zur Location: Dem London der nahen Zukunft ist nicht nur die bedrohliche Macht der Unterdrückung durch die Sicherheitskräfte von Albion anzumerken, die Metropole an der (befahrbaren) Themse ist auch wunderschön geraten!
Natürlich ist der Maßstab im Spiel etwas verkleinert, aber vom Picadilly Circus bis zur Millenium Bridge ist so ziemlich jedes Wahrzeichen vertreten und auch oftmals Schauplatz der Handlung.
Es gibt viel Freiheit im Spiel, aber außer ein paar Nebenquests gibt es nur Minispielchen wie Darts oder Biertrinken, also nichts wirklich aufregendes zu tun. Wer sich zwischen den Missionen trotzdem nicht langweilen möchte, kann ja seine Agenten mit unzähligen Kleidungsstücken aus etlichen Shops ausstaffieren! Wer sowas mag, kommt hier nämlich voll auf seine Kosten. Wer nicht, kann auch wahlweise einen Obdachlosen in seiner "Berufskleidung" zum Helden machen!
Fazit: Das neue Spielprinzip, nach dem Motto: "Jeder kann ein Held sein!" funktioniert außerordentlich gut. Ich finde es beachtenswert, dass sich Ubisoft hier tatsächlich mal etwas relativ neues getraut hat. Nicht jeder wird das Feature mögen, aber ich fand es sehr unterhaltsam!
Grafik und Sound (Xbox One X) waren sehr gut, auch wenn es bei 30fps gelegentlich leichtes Tearing gab, wenn sehr viel Landschaft auf dem Bildschirm zu sehen war. Vielleicht ist das aber auch dem anstehenden Generationswechsel zu verschulden.
Bei den vielen Radiosendern in den Fahrzeugen dürfte übrigens für jeden etwas dabei gewesen sein! Viele lange Autofahrten gab es in der Regel aber nicht, da man meistens die Schnellreise mit der U-Bahn genutzt hat.
Größere Fehler gab es nach einem schnellen Hotfix im Spiel nicht mehr. Selten waren mal Clipping-Fehler zu sehen, die in einem Open World Game dieser Größe aber nicht unüblich häufig als gewohnt ausfielen.
Das beste Watch Dogs von dieser Trilogie bisher. Es geht auch ohne einen Aiden Pearce oder Marcus Halloway! Freiheit wird groß geschrieben und auch wenn das Spiel weder als Deckungsshooter, noch als Stealth Action an sich zu den besten im Genre gehört, war die Kombination aus allem für mich gut abgemischt. Erkundung, Sammeltrieb und kleinere Hacker-Rätsel brachten Ruhe ins manchmal hektische London. Wer es unbedingt darauf anlegen wollte, bekam aber jederzeit Action satt!
Schade, dass der Multiplayer erst im Dezember nachgereicht wird. Aber wenn es so gut wie die Kampagne wird, können wir uns darauf freuen!
(8,5/10)