so, hier mal meine gesammelten eindrücke, nachdem ich lange, lange auf das spiel gewartet habe, circa die hälfte hinter mich gebracht habe und teil 1+2 super fand:
als allererstes fällt mir eins auf, was mir bei vielen der letzgespielten spiele auffiel: das ganze ist wirklich komfortabel, gut zu bedienen, läuft einwandfrei, sieht schick aus... auf der anderen seite reiht es sich ein in eine immer länger werdende reihe von westlichen blockbuster-titel, die so glattgeschliffen wurden, dass es nichts mehr gibt, an dem man sich, auch positiv, stößt.
natürlich stoßen sich einige an den reduzierten rpg-elementen, dem hohen action-anteil... aber das meine ich nicht. videospiele habe ich immer als angenehm nerdiges nischenprodukt empfunden, in dem man sich traut, geschichten zu erzählen, handlungen zu vollführen... die im film nicht wirklich gehen, eben weil diese für den massengeschmack glattgeschliffen wurden, weil so viel geld drinsteckt, dass man nicht riskieren kann, dieses nicht wieder zu refinanzieren.
bei videospielen verhält sich dies eben mittlerweile ähnlich und wenn man mal ganz ehrlich ist, erzählt me3 eine ziemlich herkömmliche military-story vom kampf gegen das große böse, mit viel military-ehre und-pathos, bei der ich mittlerweile das gefühl habe, dass man die alienrassen ohne große probleme auch durch menschen ersetzen könnte - wären dann halt deine verbündeten anderer nationen im großen krieg...
ich glaube mir fällt das besonders auf, weil ich im vorfeld drei japano-titel (ff 13-2, metal gear, resi 6) gespielt habe und man denen halt noch extrem die ecken und kanten anmerkt: als gegner einen riesenpudding, einen zwischengegner, der sich auf/ an seine/seiner knarre einen runterholt, einen typen, der sich selber mutiert um so die weltherrschaft an sich zu reißen.... nur ganz knapp angeschnitten (wer die spiele gezockt hat, wird wissen, was ich meine) sind das solche ideen, die filme sich eher nicht erlauben und bei denen man schmunzelt, sich denkt: krass, was für ein abgedrehter mist und die für mich irgendwie viedeospiel-typisch waren.
bei me3 wird dann vom großen story-telling gesprochen, aber ich finde das mittlerweile total generisch: entscheidungsfreiheit im rahmen einer story, die eigentlich total herkömmlich ist. nicht eine idee, über die man stolpert, die einem ein mehr an welt (ist ja schließlich eine virtuelle) bietet, als man sie so kennt.
ich weiß nicht, ob klar wurde, was ich meine, aber man rauscht da durch ein hochpoliertes aaa-produkt ohne viele wtf-momente - mein empfinden.
das grundkonzept und deshalb werde ich es auch und auch mit freude weiterzocken von einem actionspiel mit rpg-anleihen finde ich sehr gut und in der form einzigartig.
dennoch verstehe ich mittlerweile diejenigen, die meckerten: der levelbaum ist wirklich ein schlechter witz.
man braucht ja nicht tausende optionen, aber man müsste doch zumindest beim spielen einen unterschied bemerken, je nachdem, wie man sich entscheidet (spiele auf normal, vielleicht ist das bei hardcore anders, aber normal sollte doch das normale spielerlebnis wiederspiegeln). ich habe jetzt zwei eigenschaften komplett hochgelevelt.
eigentlich müsste ich a) eine notwendigkeit sehen zu leveln: beispielsweise bin ich zu schwach, so dass meine angriffe kaum schaden ausrichten oder ich bin zu wenig fit, so dass ich ständig sterbe (ein kleiner skilltree bietet hier die möglichkeit, dass ich wenige, dafür aber stark spürbare einflussmöglichkeiten habe, die entscheidungen wehtun). nun folgt b) eine schwere entscheidung: will ich mehr schaden anrichten oder seltener sterben? knabber an den fingernägeln, entscheid. dann müsste ich b) eine auswirkung merken: ich habe mich um eine stufe hochgelevelt und fertige nun gegner ab, die vorher kaum zu schlagen waren. dem ganzen geht dann ein langer weg meiner ausbildung voran, in dem ich viel xp sammeln muss, um ich mühsam fitter zu machen. ich level mich ja auch brav hoch und das ganze ist auch recht mühsam. blöd nur, dass ich seit stunde 1 jeden gegner besiege und (fast) nie sterbe - wozu soll ich meinen charakter eigentlich hochleveln?
am anfang habe ich das standard-sturmgewehr (das ärgerlicherweise wie ein delphin aussieht, was aus coolness-gründen eigentlich gar nicht geht). jetzt habe ich vier weitere sturmgewehre gesammelt. dennoch fühlt sich der kampf genauso an, wie zu beginn. von anfang an ballere ich jeden gegner weg, sterbe kaum und habe nie das gefühl, dass meine waffe zu schwach ist. das stimmt ja auch, weil die "besseren" waffen nicht besser sind, sondern ein bißchen anders - etwas leichter, dafür weniger schuss... ich will aber doch den kick: geil, endlich habe ich waffe xy bekommen, die einschlägt, wie ein orkan, wieder nach beschwerlicher arbeit... so habe ich jetzt 5 neue waffen und null motivation, die auch zu benutzen.
ich kann meine waffe natürlich auch pimpem. z.b. ein größeres magazin - bldö nur, dass ich nie munitionsmangel hatte. oder mehr durchschlagskraft - blöd nur, dass ich eh alles wegballere. auch hier braucht man keine 500 waffen zur auswahl, aber es muss eine notwendigkeit geben und eine progression.
irgendwie sollte ich mich doch insgesamt wesentlich mächtiger fühlen und das ganze bezogen auf eine von mir getunte eigenschaft. dabei ist das ganze ja als shooter angelegt und der vorzeigeshooter schlechthin - cod - zeigt eigentlich, wie man skilltrees in shooter implementiert, die vielleicht sogar durchdachter sind, als die von vielen waschechten rpgs. zumindest im mp von cod - wobei ich wahrlich kein cod-profi bin - hat man doch jede entscheidung für eine waffe, einen waffenaufsatz so deutlich gespürt, wie es viele rpgs bei der wahl zwischen schwert 1 bzw. schwert 2 kaum hinkriegen.
dazu passt auch das looten: in jedem level finde 2-3 sachen, waffenaufsätze... die liegen da in irgendeiner ecke rum. genau so sind die auch zu werten. theoretisch kann ich die einsetzen, praktisch macht es null unterschied. bezogen auf meine ki-kameraden merke ich schon gar nicht, ob die in irgendeiner weise besser geworden sind. auch hier muss es doch in irgendeiner form ins spiel eingebunden sein: ich brauche ganz dringend ein größeres magazin, weil ich ständig munimangel habe, ich bestehe eine aufgabe, erhalte mein goddie, habe nur noch selten munitionsmangel. hier ist es eher da liegt ein größeres magazin rum, das baue ich mal an, ich spiele genau so, wie ich auch davor gespielt habe.
das ganze leveln ist mir nicht zu schmal gehalten. gerade bei einem kleinen skilltree tut die entscheidung besonders weh und das dauergesammle von unnützen gegenständen bspw. bei dragon age macht ja auch wenig sinn. es ist schlicht nicht motiviert. da hätte man auch wie bei halo oder gow feste charaktere und waffen nehmen können - spielerisch wäre da kein unterschied zu bemerken.
insgesamt sind die shooter-passagen besser, was mir aber auf jeden fall fehlt sind leitmotiv-waffen wie sie bspw halo und gow haben. da freu ich mich schon vorher auf die gnasher und das drm und will wissen, wie die dieses mal umgesetzt sind. bei me3 sind die waffen a) an sich nicht so "sexy" und b) frage ich mich ständig, ob es die so schon in den alten teilen gab - kaum wiedererkennungswert. das beste beispiel ist die art, wie halo 4 die neuen waffen einführt. da bin ich jetzt schon gespannt, wie die im neuen teil auf der 720 dann weiterentwickelt werden. das fehlt bei me3 komplett.
so würde ich sagen, dass der shooter-anteil zwar besser ist, als in 1+2, aber weit entfernt von guten shootern und bezogen auf das einbinden in ein rpg total schlecht durchdacht (obwohl es das eben alles schon fertig-überlegt gibt).
der rpg-anteil ist wiederum so runtergefahren, dass man ihn kaum ernstnehmen kann.
bleibt die story und die gesprächsführung als weiteres rpg-element. hier wird es halt mehr und mehr auf eine military-story zugeschnitten und das ganze potential einer geschichte in anderen welten, mit anderen rassen geht zusehends verloren.
das hört sich jetzt alles schlimmer an, als es ist, weil man dies ja vor allem am potential misst. für sich genommen ist es ein rundes action-spiel, was so auch gut unterhält und was ich mit sicherheit beenden werde eben gerade, weil ich das grundkonzept so spannend finde und mich freuen würde, wenn viele andere actions-piele dieses übernehmen würden -nur ballern ist zumindest für mich so ein bißchen durch. aber man merkt halt an jeder ecke, dass man das alles viel geiler hätte machen können
und da stimme ich jetzt mal in der beschwer-kanon mit ein, dass es ziemlich wahrscheinlich ist, dass der zuschnitt auf den massengeschmack wurzel allen übels ist.