Find das Video gut obwohl ab und an übertrieben wird und das sollte man auch nicht zu ernst nehmen.Er ist kein Sony Fanboy
Kurzfassung:
Man kann das Video auch gar nicht ernst nehmen. Das ist vielleicht eine der am schlechtesten rechertierten Video-Kolumnen, die ich je gesehen habe, weil sie auf einer vollkommen falschen Voraussetzung aufbaut. Im Grund genommen ist das Video komplette Zeitverschwendung.
Langfassung:
Der Youtuber dort baut sein ganzes Video darauf auf, dass er den Jahresumsatz von Sony aus Jahr X mit den potenziellen Einnahmen durch den Game Pass (X Abonnenten * Game Pass Preis * Monate) vergleicht und suggeriert dabei, dass Sonys Jahresumsatz alleine durch den Verkauf von Exklusivspielen zustande kommt.
Und das ist schlichtweg falsch.
Sonys Jahresumsatz setzt sich zusammen aus: Erlöse durch den Verkauf von Exklusivspielen, durch den Verkauf von Hardware und Accessoires, den Verkauf von Abonnements (Plus, Now), einer Lizenzgebühr für Retail-Spiele von Third Parties und vor allem durch 30% Anteil an Verkäufen im Playstation Und grade letzteres beinhaltet praktisch alles: Spiele, DLCs, Third Party-Abos (EA Play, ESO Plus, Fallout 1st etc.). Und wahrscheinlich gibt es auch noch ein paar Einnahmequellen, die für uns weniger bekannt sind. Wenn man das alles zusammenrechnet, machen die Einnahmen durch Exklusivspiele nur ein Bruchteil des gesamten Jahresumsatzes aus.
Und auch wenn der Youtuber den Eindruck vermitteln will, dass Microsoft seine Einnahmen nur noch durchen Game Pass erzielt, sind die ganzen Einnahmequellen, die oben für Sony aufgezählt werden, auch Microsoft zugänglich. Microsoft verdient eben nicht nur durch den Game Pass Geld, zumal DLCs im Game Pass auch nicht enthalten sind.
Zudem suggeriert der Autor des Videos, dass Game Pass-Abonnenten keine Spiele mehr kaufen würden, was Aussagen von Microsoft und Analysten (z.B. Mat Piscatella) ebenfalls widerspricht. Ob es nun wirklich so ist, dass der Game Pass (z.B. Mundpropaganda oder weil Leute die Spiele, die den Service verlassen, dauerhaft kaufen) zu mehr Spieleverkäufen führt, wie es Phil Spencer gesagt hat, lässt sich von uns nicht überprüfen, aber man braucht sich nur im Forum umschauen, um festzustellen, dass Game Pass-Abonnenten auch weiterhin ordentlich Spiele kaufen. Dass Game Pass-Abo schafft ja die Kaufoption nicht ab, sondern ist nur eine zusätzliche Option.
Auch das Argument, dass alle von Microsoft gepublishten Spiele voll von Mikrotransaktionen sind, lässt sich nicht wirklich halten. Klar, einige Spiele wie Gears haben MTX. Viele Spiele haben DLC-Addons. Aber das ist auch bei Sony der Fall (Spider-Man oder Horizon haben DLCs, Gran Turismo hat MTX). Und im Falle von Microsoft gab es grade erst Tell Me Why, das im Game Pass enthalten ist und weder DLCs noch MTX hat.
Es sicherlich keine steile These, dass Sony und Microsoft aktuell unterschiedliche Strategien fahren, aber wenn man so eine Videokolumne schon auf die Beine stellt, dann sollte man zumindest sauber recherchieren und echte Fakten präsentieren anstatt sich alles so zurechtzubiegen, dass es unbedingt zur eigenen Argumentation passt.
Es wird z.B. auch vollkommen außer Acht gelassen, dass viele Leute keine oder nur wenige Spiele zum Vollpreis kaufen. Selbst Sonys Megahits kann man nach einiger Zeit für 10 bis 20 Euro im Playstation Store kaufen. Das macht auch einen guten Teil der Argumentation des Autors vollkommen kaputt, die ja Grunde darauf basiert, dass Sony ihre Spiele nur machen kann, weil sie zum Vollpreis von 70 oder 80 Euro verkaufen. Jemand, der im Jahr 4 Exklusivspiele im Angebot für 30 Euro kauft, generiert für Sony genauso viel Umsatz wie ein Game Pass-Abonnent oder sogar weniger als ein Game Pass Ultimate-Abonnent. Werden die Spiele für 10 bis 20 Euro gekauft, funktioniert die Rechnung noch weniger.
Über die langfristigen Auswirkungen von Abo-Services kann man sich sicherlich unterhalten. Nicht alle dieser Auswirkungen werden gut sein. Aber dass das Abo-Modell sich nicht rechnet, ist eine Argumentation, die nicht wirklich haltbar ist. Ansonsten würde EA nicht schon seit Jahren ihre ca. 1 Jahr alten Spiele im Abo 25€/Jahr anbieten - auf dem PC sogar wie beim Game Pass inkl. diverser Nicht-EA-Spiele. Und es gäbe auch keine Services wie EA Play Premium oder Uplay Plus, die sogar Spiele inkl. aller DLCs enthalten würden. Und über EA Play oder Uplay Plus beschwert sich in den letzten Jahren auch kaum jemand. Und es kommt auch niemand auf die Idee, zu hinterfragen, ob sich Services wie Humble Bundle überhaupt rechnen, weil die meisten Leute einfach wissen, dass die Unternehmen keine Services anbieten würden, mit denen sie dauerhaft nur Miese machen.
Und einen extrem wichtigen Faktor lässt der Autor komplett außen vor:
Abos bieten einen stetigen Fluß an Einnahmen, mit dem sich kalkulieren lässt. Wenn man Big-Budget-Produktionen auf den Markt bringt, die man für 70 oder 80 Euro anbietet, müssen diese Spiele ein Hit werden. je nach Budget ein unterschiedlich großer HIt, aber dennoch ein Hit. Verschlingt eine Produktion zig Millionen oder gar hunderte Millionen Euro und verkauft so wenig Einheiten, dass der Break-Even-Punkt nicht erreicht wird, macht man Miese, die durch die andere Spiele wieder reingeholt werden.
Dieses Problem kann man möglicherweise ausgleichen, wenn man zusätzlich einen Abo-Service hat, der einem feste Einnahmen pro Jahr garantiert, falls Gesamtangebot immer noch gut genug ist, so dass die Leute ihr Abo nicht stornieren. Und dieses Sicherheitsnetz kann durchaus aus das Gegenteil von dem bewirken, dass der Autor unterstellt: Nämlich, dass man aufgrund dieser festen Einnahmen mehr statt weniger Risiko bei den Spielen eingehen kann, weil man eben nicht nur auf die Einnahmen durch die Spieleverkäufe angewiesen ist.
Alles in allem lässt dieser Videobeitrag bei mir den Eindruck zurück, dass der Autor gar keine differenzierte Betrachtung des Abo-Modells vornehmen wollte, sondern einfach nur ein ziemlich eindeutige Agenda vertreten will, bei der sämtlich störenden Fakten und Argumente schlicht einfach weggelassen werden.
Man kann auf jeden Fall interessante Diskussionen über Für und Wider von Abomodellen führen, bei denen sicherlich auch einige für den Kunden unschöne Punkte auf den Tisch kommen, aber dafür muss man sich auch erstmal bemühen, möglichst viele unterschiedliche Fakten und Argumente auf den Tisch zu bringen. Und dieses Bemühen ist hier einfach nicht vorhanden.