Meine Erfahrungen mit dem Astro A50
Ich hatte die Möglichkeit mein neues Headset aus dem Hause Astro über das Wochenende relativ ausgiebig zu testen. Es ist nicht alles Gold was glänzt. Aber lest selbst...
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Bevor das Headset überhaupt auf meinem Kopf Platz nehmen konnte, gab es schon die erste Enttäuschung. Der Quick Start Guide ist ja schön und gut und das Anschließen, sowie Verbinden der einzelnen Komponenten geht leicht von der Hand. Aber ich hätte dann doch gern gewusst, wie lange muss das A50 ungefähr geladen werden, gibt es einen optischen Hinweis, wenn der Akku voll ist, wie sieht es mit der Akkulaufzeit aus, welche Sound-Presets sind auf den drei Schalterstellungen hinterlegt, wie gestaltet sich die Bedienung des integrierten Mixamps und so weiter.
Auf der Homepage findet man jedoch keine ausführliche Bedienungsanleitung als PDF Datei für das A50. Man muss sich durch das Forum lesen und quasi die Antworten selber holen. Auf die Nachfrage eines Users, wann denn endlich eine BDA verfügbar ist, wurde mit einem "wir sind dran" geantwortet. Ach so. Dann habe ich wohl ein Vorserienmodell, das es offiziell noch gar nicht zu kaufen gibt.
Lieber Hersteller: Wir bewegen uns hier in einer Preisklasse für Gaming Headsets, in der so etwas meiner Meinung nach ein absolutes Unding ist. Für mich nicht nur ein Fauxpas. Mehr eine Frechheit.
Auf der Seite von Astro habe ich dann auch erfahren, dass es ein Firmware Update für das A50 gibt. Was gefixt oder verbessert wurde, ist dagegen nicht ersichtlich. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich nicht genauer gesucht habe, weil es mich nach einer gewissen Zeit nur noch nervte. Muss ich mich als Kunde genötigt sehen dem Hersteller alles aus der Nase zu ziehen?
Nun gut…Das Aufspielen des Updates lief dagegen problemlos ab und war in ca. 5min erledigt. Aber auch nur, wenn man Firefox oder Chrome benutzt. User, die den Internet Explorer verwenden, berichteten im Astro-Forum von Problemen beim ziehen des Updates. Eventuell müssen sie erst einen der beiden anderen Browser installieren. Auch nicht schlecht.
Zur Haptik, Verarbeitung und zum Tragekomfort des A50 kann ich dagegen nur Positives schreiben. Die mattschwarze Oberfläche gefällt mir. Sah schon auf den Bildern gut aus und dieser Eindruck bestätigte sich dann auch beim Auspacken. Das Headset fühlt sich insgesamt gut an und hat trotz des integrierten Mixamps ein annehmbares Gewicht. Den Tragekomfort empfand ich als sehr gut. Schon beim ersten Aufsetzen fühlte ich mich mit dem A50 wohl. Und ja, es sitzt meinem Empfinden nach deutlich besser und komfortabler, als mein bisheriges X41 von Turtle Beach. Das änderte sich auch nicht nach mehrstündigen Gaming-Sessions. Nichts drückt. So muss das sein. Klasse.
Der positive Eindruck konnte sich leider bei den akustischen Eigenschaften nicht weiter fortsetzen. Das erste, was mir sofort auffiel: Nach dem einstecken des Chatkabels in den Xbox Controller ist bei meinem Headset ein feines Fiepsen zu hören. Ich empfand das zwar nicht als störend oder nervig und spätestens beim Spielen ist es nicht mehr wahrnehmbar. Diesen Effekt hatte ich allerdings bei meinem bisherigen Headset nicht. Grundrauschen ist dagegen absolut kein Thema. Ich habe diesbezüglich nichts feststellen können.
Was man dagegen im Spiel- und /oder Partychat feststellen konnte war, dass ich wohl ein neues Headset haben musste. Ich kam zwar unisono nie abgehackt oder unverständlich rüber. Allerdings gab es Feedback in Form von "...bist du auf'm Klo...deine Stimme klingt blechern, dünn und irgendwie weit weg." Zumindest die Feststellung, dass ich mich irgendwie weit weg anhöre, ist nicht exklusiv. Im Forum von roxxgames gibt es genau die gleiche Aussage eines anderen Users. Joemen ging sogar so weit und forderte, ich solle doch bloß mein altes Headset wieder aufsetzen. Das hört sich ja schrecklich an.
Das hätte ich so nicht erwartet und wirft für mich ein schlechtes Licht auf die Qualität des verwendeten Mikros. Ok, dem könnte man natürlich entgegen halten, dass man mich zumindest problemlos versteht und es letztlich nur darauf ankommt. Also alles bestens? Nö. Die Stimmen meiner Spielpartner konnte ich im Gegenzug sehr gut hören. Sie kamen verständlich und sonor rüber. Dabei spielte es absolut keine Rolle, was derjenige für ein Headset benutzte.
In diesem Zusammenhang ist vielleicht noch interessant zu wissen, dass ich öfter mal mit Schneiko bei BF3 zusammen spiele. Er besitzt das A30 von Astro und die geschilderten schlechten Eindrücke vom Sprachchat des A50 kommen bei diesem Headset absolut nicht auf. Kann ich selbst bestätigen.
Noch etwas zum verwenden des Mixamps. Ich finde das Bedienen als etwas unglücklich gelöst. Warum? Beim X41 stelle ich die Lautstärke des Spiels einmal ein und die bleibt konstant. Sollte es mir dann im Chat etwas zu laut oder leise sein, korrigiere ich das mit dem Regler für die Chatlautstärke. Fertig. Beim Mixamp geht das auch. Nur erhöhe oder senke ich die Chatlautstärke, wird auch dementsprechend der Spielsound lauter oder leiser und muss mit dem Regler für die Gesamtlautstärke ausgeglichen werden. Eine Sache der Gewöhnung. Klar. Find' ich bei Turtle Beach trotzdem besser, weil einfacher gelöst.
Als Fazit bleibt mir hier nur festzuhalten, dass man mich verstehen konnte und es keine Aussetzer beim Sprechen gab. Nicht mehr und nicht weniger. Für ein 300€ Headset ist mir das allerdings zu wenig. In dieser Preisklasse erwarte ich mehr. Ich gehe sogar so weit und behaupte, dass die Sprachausgabe mit dem originalen MS-Headsets einen Tick angenehmer/besser empfunden wird.
Das reproduzieren des Spielsounds gelang dem A50 dagegen vordergründig gut. Eigentlich die Domäne der Headsets aus dem Hause Astro. So ist es jedenfalls immer wieder in diversen Testberichten und User Meinungen zu lesen. Aber für mich eben nur vordergründig und eigentlich. Als Testmaterial, und um einen ungefähren Vergleich zu meinem bisherigem Headset zu haben, wählte ich BF3 aus, weil ich das Spiel seit erscheinen immer noch regelmäßig zocke und es daher meiner Meinung nach die besten Vergleichsmöglichkeiten bieten sollte. Natürlich spielt da das subjektive Empfinden eine nicht zu unterschätzende Rolle, denn direkte A-B Vergleiche waren mir nicht möglich und eben nur aus der Erinnerung heraus zu ziehen.
Und noch etwas: Ich nutze das Astro, wie auch mein bisheriges Headset von Turtle Beach, ausschließlich zum Gaming. Wer damit Musik hören oder auch Filme schauen möchte, kann dies sicherlich tun. Für mich sind diese Art Kopfhörer dafür allerdings nicht gut genug. Als Ausnahme würde ich vielleicht nur das MMX 300 von Beyerdynamic gelten lassen. Aber das ist mehr Spekulation, denn eigentliches Wissen.
Zurück zum A50: Beim Spielen habe ich immer mal wieder sämtliche drei Soundmodi am Kopfhörer durchgeschalten und länger ausprobiert, sowie in den Audioeinstellungen von BF3 die verschiedenen Presets (Kriegsbränder, Kopfhörer, Heimkino etc.) durch laufen lassen. Nach knapp 3 Tagen testen mit dem Ergebnis, dass mir der Klang insgesamt betrachtet nicht gefällt. Für mich zu voluminös und zu stark den Bass betonend. Das herausarbeiten von Details gelingt dem A50 zwar sehr gut und nach meinem subjektiven Empfinden deutlich besser, als bei meinem bisherigen Headset. Doch insgesamt spricht mich der Klang über einen längeren Zeitraum betrachtet nicht an und war für mich eine kleine Enttäuschung.
Um bei Battlefield zu bleiben: Besonders wenn es Explosionen gab, empfand ich das schon fast als nervig. Auf die Dauer war mir die bassbetonte Abstimmung des A50 zu viel des Guten und ich habe die Gesamtlautstärke des Spiels am Headset immer weiter nach unten korrigiert. Die Einstellung Kriegsbränder im Audioteil von BF3 ging bereits nach kurzer Zeit für mich gar nicht mehr. Über das Astro zu fett. Auch andere Einstellungen am Headset selber brachten kein wirklich befriedigendes Ergebnis für mich.
Spätestens da war für mich der Punkt erreicht, wo das A50 verloren hatte. Die bassbetonte Grundabstimmung kommt meinem Klangempfinden überhaupt nicht entgegen. Vordergründig mag das vielleicht geil und richtig fett klingen. Gerade bei einem Spiel wie BF3. Aber mir gefällt das nun mal absolut nicht. Ein neutralerer Klang liegt mir persönlich mehr. Was natürlich nicht zwangsläufig dünn heißen muss.
Selbst mein bisheriges Headset, dass X41 von Turtle Beach, war mit Verwendung der Bass Boost Funktion fast schon ein Waisenkind gegen das A50. Als weiterer negativer Punkt kommt noch hinzu, dass ich in unregelmäßigen Abständen kurze komplette Tonaussetzer von ca. 1-2 Sekunden hatte. Und nein, es sind nicht die Soundaussetzer, die bei BF3 bekannt sind.
Fazit
Wenn ich abschließend alles betrachte, kann ich selbst nach nur knapp 3 Tagen testen mit absoluter Bestimmtheit sagen, dass mir das ASTRO A50 nicht gefällt und insgesamt gesehen sogar ein wenig enttäuscht hat.
Eine sehr gute Verarbeitung, sowie angenehmer Tragekomfort und leichte Bedienung sind mir für einen Listenpreis von knapp 300€ dann doch zu wenig. Demgegenüber stehen die Diskrepanzen beim Kundensupport, die schlechte Ausgabequalität des eigenen Sprachchats, die für mich zu basslastige Grundabstimmung und die immer mal wieder sporadisch auftretenden Aussetzer beim Spielsound.
Es gibt mit Sicherheit genügend Gamer, denen dieses Headset sehr gut gefällt oder sehr gut gefallen würde. Zumindest im Bereich des Klangs würde ich da mitgehen, weil Geschmäcker nun mal verschieden sind und was mir nicht gefällt, kann bei einem anderen Freudensprünge auslösen. Für mich spielen allerdings deutlich mehr Aspekte bei einem so teuren Headset eine Rolle. Das ist mein persönlicher Anspruch und ich bin der Meinung, dass man dies für einen solchen Preis auch erwarten darf. Es sollte halt fast alles passen und das tut es mit dem A50 eben nicht und ist mir dementsprechend auch keine 300€ wert.
Meine Suche nach einem neuen Headset geht also weiter. Astro spielt dabei erst einmal keine Rolle mehr. Und nebenbei bemerkt, kann ich nach meiner jetzigen Erfahrung den Hype um Headsets von diesem Hersteller nicht (mehr) ganz verstehen. Zumindest in Bezug auf das A50 kann ich dies absolut nicht teilen.
Nächste Ausfahrt Beyerdynamic…