Meine Mission in Greevale ist jetzt nach ca. 40 Stunden zu einem Ende gelangt...
Rückblickend würde ich das Spiel direkt in meine Top 5 der gespielten X360 Liste mit aufnehmen.
Mit der Ansicht werde ich sicher einer der wenigen sein. Und betrachtet man das rein objektiv, hat Deadly Premonition an Herausragendem eigentlich nur Schwächen. Die Grafik war auch 2010 schon hoffnungslos veraltet, das gleiche gilt für die Steuerung; da war wohl die Resi Reihe (am ehesten wohl Teil 4) das Vorbild. Soundtechnisch fand ichs wiederum gelungen, sowas ist aber Geschmackssache.
Schaut man sich die Rezessionen an, so ist wie gesagt die Bandbreite der Wertungen extrem; wobei meistens entweder sehr schlecht oder sehr gut bewertet wurde. Ich finde, beides kommt so direkt nicht hin, denn neben den wirklich großen Schwächen hats auch genügend Stärken.
Zunächst, worum gehts? Als FBI Agent werdet ihr in eine typisch amerikanische Kleinstadt namens Greenvale beordert um dort einen brutalen Mordfall aufzuklären. Eine junge Frau wurde recht brutal hingerichtet und an einem Baum aufgehangen. Bereits auf dem Weg nach Greenvale bemerkt ihr recht schnell, das hier nichts so ist wie es scheint. Das gilt einerseits für den Hauptcharakter selbst, der sich immer mal wieder mit seinem scheinbar unsichtbaren zweiten Ich unterhält. Als dann aus dem Nichts noch eine Person, mit rotem Regelmantel und übergroßer Axt euch dazu verleitet einen Crash mit dem Auto zu haben, sind Chaos und Verwirrung komplett..
Soweit die Story. Spielerisch teilt sich Deadly Premonition recht grob in zwei Bereiche auf; Erkundung und Actionabschnitte. Ihr könnt in der Theroie Greenvale frei erkunden, wann und wie ihr wollt. Es gibt zwar bei jeder Hauptmission ein Zeitlimit, man kann dieses aber getrost ignorieren; verpasst man es, kann as am nächsten Tag einfach wieder angehen. Die Actionabschnitte lassen sich grob mit denen am Anfang von RE 4 beschreiben; ihr seit in kleineren Gebieten (meist in Gebäuden) unterwegs, findet Beweise und stellt euch einer Schar von Gegnern. Gleichzeitig laufen und schießen ist nicht, also typisch ältere RE Spiele. An eine Qualitäte von RE reicht dieser Part aber nicht dran; eure Feinde sind weder sonderlich schlau, noch sind die Abschnitte wirklich schwer und wenn dann eher durch die Steuerung.
Den Hauptteil des Spiels seit ihr aber in der Stadt unterwegs. Neben der Hauptmission gibt es auch 50 Nebenmissionen. Diese sind optional, es empfielt sich aber dringend diese anzugehen. Einerseits um die Bewohner und die Geschichte näher zu bringen, vor allem aber wegen der Boni die viele dieser Nebenmissionen gewähren. Eine Schnellreise an bereits erkundete Orte erhaltet ihr nur durch das Erledigen von zwei Nebenmissionen. Das gleiche gilt für Waffen mit keiner Munitionsbegrenzung, bessere und schnellere Autos, ein Totem welche eure Energie wieder auffüllt, ein größeres Inventar; kurz, eine ganze Menge Dinge die euch euren Aufenthalt in Greenvale um einiges angenehmer verlaufen lassen.
Nun gibt es in Greenvale auch Tag- und Nacht und unterschiedliches Wetter. Hier ist beides zu beachten, denn nicht immer findet man die Nebenbewohner da, wo man sie erwartet. Bei schlechtem Wetter sind meist alle zuhause, manche Nebenmission ist nur bei Regen zu starten und die Nacht ist sowieso eher seltsam in Greenvale... Da die Zeit im Spiel recht langsam voran geht (zwar nicht minutengenau, aber dennoch nah dran), habt ihr die Möglichkeit die Zeit auch weiterlaufen zu lassen. Das geschieht einerseits durch Schlafen oder durch das Konsumieren von Zigaretten. Allerdings ist hierbei auch die Müdigkeit nicht außer Acht zu lassen, zudem muss euer Charakter regelmäßig essen. Das Wetter ist an fast allen Tagen verschieden, so das gerade dieser Aspekt euch öfters mal zu lägeren Schlaf- oder Wartezeiten zwingen wird, was mitunter durchaus frustrieren kann. Ich kann aber nur empfehlen diese Nebenmissionen frühzeitig zu machen, sie machen euch das Spiel erheblich leichter.
Neben all den schlampigen technischen Aspekten glänzt Deadly Premonition vor allem mit seiner Story. Die ist an das filmische Vorbild Twin Peaks angelehnt und ähnlich wie dort gibt es hier mehr als genügend merkwürdiges uns skurilles zu entdecken. Im gröbsten Teil ist das meiste plausibel und manches so auch nicht direkt vorhersehbar auch wenns später etwas ins skurille abdriftet.
Nebenbei gibt noch kleinere Miniaufgaben, beispielsweise Angeln, ein Sammlkartenspiel und drei Minirennen; auch die sind sehr einfach gestrickt, durch die Steuerung dann aber zumindest mit dem Standardauto eine Herausforderung. QuickTime Events gibts ebenfalls und die sind schon fordernd, gerade da sich die zu drückenden Knöpfe nach jedem Versuch wieder ändern; zum Glück wurden aber die Speicherpunkte hier sehr fair gesetzt.
Auch Geld muss der FBI Agent verdienen, beispielsweise um sich Essen und Trinken sowie neue Autos zu gönnen. Zwar bekomm man ein Grundgehalt, kann aber auch durch zahlreiche Nebentätigkeiten welches verdienen, beispielsweise durchs Aufsammeln von Medallien, Lesen des Kaffeesatzes, Wechseln der Kleidung oder Töten von Gegnern. Letzteren kann man zwar auch ohne Waffengewalt durchs Luftanhalten entkommen, gerade aus finanzieller Hinsicht ist das aber eigentlich nicht wirklich anzuraten; zumal die Gegner nun wirklich keine Herausforderung darstellen; das ist eher die Steuerung
Und die Karte. Ich weiß nicht ob es Absicht war, aber diese so gut wie nicht zoombare Map ist wirklich nervig. Man gewöhnt sich dran, aber allein deswegen kann ich jedem nur empfehlen die Nebenquests für die Schnellreise schnell in Angriff zu nehmen oder sich eine druckbare Version auf
Welcome to Greenvale auszudrucken. Dort sollte man sich auch ruhig die Rubrik "Beginners Guide" anschauen; die ist spoilerfrei und bietet dem geneigten Agent gerade zu Beginn des Spiels einige Hilfen um die grundlegenden Elemente zu durchschauen.
Für mich war gerade die Story, die glaubwürdige Kleinstadt und die Charaktere der Punkt, der das Spiel auf seine Art so toll macht. Man muss das mögen, ansonsten wird man mit diesem Spiel keinen Spaß haben, dafür sind die technischen Mängel zu stark. Wer sich aber darauf einlässt, der bekommt ein sehr atmosphärisches Spiel geboten, welches mich in dieser Hinsicht begeistert hat. Hier spielt Deadly Premonition seine Stärken aus; und auch wenn das jetzt seltsam klingen mag, aber auch die Schwächen des Spiels tragen zur Stärke im gleichen Maße bei; ich denke nicht das dieses Spiel anders wirklich so funktionieren würde. York und Zack, Greenvale und seine Bewohner, alle sind sie mir während meiner Spielzeit so richtig ans Herz gewachsen, ich war regelrecht traurig als das Spiel nach knapp 40 Std. zuende war. Auf seine Art ein großartiges Spiel
Zu beachten sind noch die unterschiedlichen Versionen:
Die abwärtskompatible Xbox 360 Version kam seinerzeit 2010 raus, drei Jahre später erschien das Spiel noch auf der PS3 als Directors Cut Version. Dieser präsentiert sich grafisch etwas besser, zumal die Farben hier stärker dargestellt sind; was für mich aber Geschmackssache ist. Neben einigen Goodies wie beispielsweise weitere Kleidung und Autos sowie die Möglichkeit ein Haus in der Stadt zu kaufen, gibt es zusätzliche Filmsequenzen, die aber wohl vernachlässigbar sein sollen. Dafür aber ein abgeänertes Ende, das wohl größere Auswirkungen hat.
In wie weit sich das auswirkt, kann ich noch nicht sagen, da ich gerade erst mit der PS3 Version begonnen habe. Die bisherigen Filmsequenzen waren eher vernachlässigbar. Die Farbgebung ist stärker, die Kleidung und Boni bieten gewisse Boni wie beispielsweise mehr Lebensenergie. Technisch ist diese Version aber teils noch schwächer als die Xbox 360 Version.
Die erst 2019 erschienende Origins Version des Spiels auf der Switch wiederum orientiert sich an der Xbox 360 Version, nicht an der PS3 Version und ist technisch nahezu unverändert. Man könnte jetzt sagen, warum verbessert der Hersteller ein Spiel innerhalb von neun Jahren nicht? Da hätte man sicher was machen können, aber in vielen Bereichen ist gerade das Schlechte für das Spiel auch elementar; würde beispielsweise die Steuerung verbessert werden, wären die Actionsequenzen überhaupt keine Herausforderung mehr, das hätte man dann auch komplett überarbeiten müssen. Ich denke eher, hier wurde die Version für das inzwischen erschienende Deadly Premonition 2 noch schnell rausgebracht, um einen Zusammenhang herstzuellen. Warum hier aber auf die X360 Version zugegriffen wurde, ist mir nicht so ganz klar.
Alle Versionen finden sich noch in den Stores zum Download; die X360 Version schlägt mit knapp 20 EUR zu Buche, der Directors Cut auf PS3 ca. 25 EUR sowie die Switch Downloadversion mit knapp 30 EUR. Als Retailversion dürften die X360 und PS3 Version um die 25 - 30 EUR liegen, für die Switch wirds etwas mehr sein.