Man bekommt ein bisschen das Gefühl, dass eingefleischte Fans so gar nichts mit dem Spiel anfangen können und das die, denen AC irgendwann zu verworren und abgedreht wurde jetzt eine Menge Spaß mit Origins haben.
Leider gibt es auf der Welt mehr causal als core gamer uns so werden sich die Spiele weiter in diese Richtung bewegen.
Ich kann euch ja verstehen und es geht mir bei einigen Titeln selber so. Ich habe bei AC auch jeden Teil angespielt, aber irgendwie hat es keiner (bis auf Black Flag) geschafft mich dazu zu bringen ihn zu beenden.
Bei Origins hatte ich wieder dieses Bedürfnis und das mag ich eben an spielen und dabei kommt es mir dann nicht so sehr auf den Inhalt oder die Historie an.
Über Spiele zu diskutieren ist fast genauso aussichtslos wie über Geschmack zu streiten, man wird den Gegenüber nicht von seiner Meinung überzeugen können.
Also akzeptiere ich, dass es einige gibt, die einen anderen Eindruck von AC Origins haben als ich.
"So gar nichts" ist sicherlich der falsche Begriff. Für sich betrachtet ist AC Origins kein schlechtes Spiel. Eher ein gutes bis sehr gutes. Aber es hat halt mit "Assassin's Creed" außer dem Namen nicht mehr viel gemein.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass AC Origins das "Verworren und abgedreht"-Problem löst, denn diese Begriffe waren eigentlich nur für die Sequenzen in der Jetzt-Zeit zutreffend. Und um die haben sich selbst die Hardcore-AC-Fans immer weniger geschert.
Ich würde nicht mal so weit gehen, dass AC Origins extrem vercasualisiert wurde, denn die Serie war mit ihren vielen Tutorials und grundsätzlich einfach zugänglichen Systemen schon immer massenmarkttauglich ausgelegt. Aber mit den zusätzlichen optionalen Zielen und der Vielzahl an Hilfsmittel bot die Serie auch Herausforderungen und Spieloptionen für Spieler, die etwas tiefer in die Systeme abtauchen wollten.
Aber diese tiefgreifenderen Systeme und die Optionen für unterschiedliche Spielstiel fehlen fast komplett. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass es dem Spiel fast komplett an Charakterentwicklung fehlt. Klar, es gibt neue Waffen, Upgrades und den Skillbaum. Aber das fühlt sich im Vergleich zu den vorherigen Teilen einfach unbedeutend an. Letztlich geht es großteils nur darum, irgendwelche Zahlen weiter nach oben zu treiben. Natürlich gibt es auch ein paar Skills, die den Spielstil ein wenig verändern. Aber das fühlt sich einfach alles nicht so bedeutend an wie die Momente, in den man erstmals Doppelklingen, Bersekerpfeile, das Wurfseil, die Pistole oder den Wurfhaken bekommen hat.
Das waren alles Hilfsmittel, die das Gameplay transformiert haben. Aber in AC Origins fühlt sich Spielstunde 30 nicht sonderlich viel anders an als Spielstunde 5 oder 10. Die wichtigen Hilfsmittel, die teilweise auch weit weniger effektiv sind als früher, kann man sich alle in den ersten rund 5 bis 10 Stunden erspielen. Und danach geht es fast nur noch um Zahlen.
Und neben der Charakterentwicklung hat man halt auch noch diverse andere Kernelemente, die teilweise seit Teil 2 in den Spielen vorhanden waren, rausgerupft. Man hat nicht das Gefühl, dass man die Spielwelt in irgendeiner Form beeinflusst (z.B. durch die Befreiung von Gegenden im Spiel oder durch dei Wirtschaft). Man baut sich, zumindest in den ersten 30 Stunden, keine Basis bzw. kein Heim (wie z.B. die Villa oder eigenes Schiff) auf. Man versammelt keine Gemeinschaft von Freunden.
Und ganz wichtig: Die Aufeinandertreffen mit den zentralen Gegenspielern wirken bisher eher banal. Speziell Unity und Syndicate haben diese als ganz besondere Momente ausgespielt, auf die man sich ganz besonders vorbereitet hat. Aber auch das fehlt mir bisher komplett.
Dieser ganzen Identität ist Origins beraubt worden.
Für einen Assassin's Creed-Fan der zweiten Stunde (mein Einstieg war Teil 1, aber nur als Vorbereitung für Teil 2, den ich wesentlich interessanter fand) ist das halt irgendwie so, als hätte man Pasta bestellt, aber Pizza bekommen. Eine durchaus leckere Pizza, die durchaus einige Geschmackseigenheiten mit Pasta teilen kann, aber halt eben doch keine Pasta.
Ich denke, viel mehr muss man dazu auch nicht sagen, damit man sich nicht die ganze Zeit nur im Kreis dreht. Schließlich ist es ja auch nicht so, dass ich meine Zeit mit AC Origins irgendwie bereuen würde und keinen Spaß an dem Spiel habe.