Mafia: Definitive Edition
18 Jahre nach dem Original läuft soeben der Abspann des Remakes einer der besten Gangster-Geschichten des Videospiel-Business über den Bildschirm.
Es ist meiner Ansicht nach müßig, zwei Spiele aus so verschiedenen Zeiten 1:1 zu vergleichen, weshalb ich die Definitive Edition alleine bewerten möchte, ohne sie in den Kontext zum Original zu stellen. Ganz ehrlich, in 18 Jahren habe ich auch einfach schon viel zu viel vergessen, wie es damals alles genau ablief.
Die Geschichte von Tommy Angelo wird jedenfalls filmreif erzählt. Die Zwischensequenzen haben hochklassige Sprecher und Animationen. Ich habe mit englischem Ton gespielt, ich kann also die Synchronisation nicht bewerten, doch die englischen Sprecher machen allesamt einen fantastischen Job und sind perfekt besetzt. In den Filmszenen wissen vor allem die Gesichtsanimationen zu überzeugen.
Die neue Technik hat meiner Ansicht nach in den Spielszenen aber auch einige Tücken. Während die Sequenzen und Szenen bei dunklerer Belichtung sehr gut aussehen, finde ich das Spiel deutlich zu überbelichtet, wenn es hell am Tag ist. Das fällt komischerweise aber nur im Gameplay auf, in den Sequenzen ist alles gut. Mit kleineren Bugs und Clipping Fehlern muss man hier und da auch leben, es kam bei mir aber zu keinen größeren Aussetzern.
Ich entschied mich gleich zu Beginn des Spiels das Spiel im Schwierigkeitsgrad "Klassisch" zu spielen, was doch ein hartes Stück Arbeit war und meiner Ansicht nach die Grenze von Herausforderung zu Unfairness hin und wieder deutlich überschritten hat. Da sei zum Einen das berühmt-berüchtigte Autorennen. Dieses ist mit fairen Mitteln absolut nicht zu gewinnen. Man muss über die Strecke abkürzen und hin und wieder auch einfach Glück haben, dass sich die Gegner gegenseitig aus dem Weg räumen. Letzteres ist zumindest ein kleiner Pluspunkt. Das Rennen hat seine gescripteten Momente, aber trotzdem spielte sich jeder Versuch anders bis ich es endlich mal gepackt habe. Es gibt also keine fest vorgegebenen Fahrroutinen der anderen Fahrer. Das fällt auch bei sonstigen Verfolgungsjagden auf. Bei jedem neuen Versuch ist der Verkehr anders. Die zweite Mission, bei der ich dann nach gefühlten 1000 Bildschirmtoden doch die Schwierigkeit für einmal gesenkt habe, war die Mission auf der Farm mit der anschließenden Flucht im LKW. Hält man dort nicht die Gesundheit von Tommy sowie die Schadensanzeige des LKW auf einem gewissen Level, hat man an einem Punkt einfach keine Chance mehr, die Mission noch zu schaffen. Das wurde mir dann irgendwann einfach zu viel und ich habe die Schwierigkeit für diesen Part des Spiels gesenkt, wenngleich ich dadurch leider nicht der Erfolg bekommen habe, das Spiel auf "Klassisch" durchgespielt zu haben. Aber das ist nun auch nicht so wichtig.
Ansonsten sei zu der Schwierigkeit noch zu sagen, dass mir die Gegner dort ein paar Schüsse zu viel einstecken konnten. Klar, mit einem gut gesetzten Kopfschuss sinken sie nach einem Treffer zu Boden, aber bei Körperschüssen kommt es einem teilweise so vor als müsse man ihnen mehr als ein Magazin in den Balg jagen, was irgendwie so ein wenig der ansonsten bodenständigen Atmosphäre des Spiels schadet. Tommy als eigener Charakter ist nämlich ziemlich schnell am Boden, wenn ihn mal 2-3 Kugeln treffen. Aber letztlich war es ja meine eigene Entscheidung, direkt mal die höchste Schwierigkeit einzustellen. Loben möchte ich, dass in den meisten Levels die Checkpoints gut gesetzt sind. Man baut beim 999. Todesbildschirm zwar doch einigen Frust auf, da dieser meiner Ansicht nach auch viel zu lange braucht bis man mal auf "Letzten Kontrollpunkt laden" klicken kann, aber es geht schon. Allerdings sind hier die Differenzen zwischen den Levels durchaus groß. Mal hat man das Gefühl, dass an jeder Ecke ein Checkpoint kommt, dann wiederum muss man gefühlte 30 min des Levels noch einmal spielen, weil man gestorben ist und eben kein Checkpoint kam.
Weniger gelungen finde ich das Gunplay. Ich weiß nicht, ob es an der mangelnden Zielhilfe bei der Schwierigkeit lag, aber ich finde Tommy zielt mit der Waffe wirklich immens schwammig und oftmals auch für den Spieler nicht ganz nachvollziehbar, wo das Fadenkreuz landet, wenn man die Zieltaste drückt. Das erschwert die Schießereien unnötigerweise. Bei Fahrsequenzen nerven zudem die Fahrzeuge im "normalen" Verkehr. Es scheint als ziehen die einfach ihr Ding durch und achten gar nicht auf ihre Umgebung. Man kommt mit über 100 km/h eine Brücke herunter gerast, möchte einfach nur geradeaus fahren und auf einmal biegt jemand ohne zu gucken links ab und du hast keine Chance als ihm voll in die Karre zu fahren. Vorausschauendes Fahren kennen diese KI Fahrer scheinbar nicht.
Bei der Spieldauer wird mir knapp 11,5 Stunden angezeigt. Das ist für ein Storyspiel dieser Qualität für mich ausreichend. Man hat diesmal die Möglichkeit, per Option "unnötige Fahrten" überspringen zu können. Dadurch verkürzt man das Spiel noch um einige Minuten. Das muss man eben selbst wissen, ob man die Fahrten zu den Missionen machen möchte oder nicht. Es gehen ein paar Dialoge verloren, wenn man die Fahrten überspringt, aber man verpasst dadurch keine wichtigen Story-Aspekte. Ich habe mich irgendwann dazu entschieden, die Fahrten immer zu überspringen, um eben auch keinen Ärger mit der Polizei zu machen, die im klassischen Schwierigkeitsgrad genauso pingelig ist wie im Original und dir schon bei kleinster Geschwindigkeitsüberschreitung oder Fahren über Rot direkt hinterher jagen. Andererseits wird Mafia ja so oder so immer dafür kritisiert, dass die offene Spielwelt mehr Beiwerk ist und zu wenig zu bieten hat, also kann man sich diese Fahrten ja auch sparen.
Alles in allem bin ich bei allem Frust, den das Spiel aufgrund der hohen Schwierigkeit - natürlich selbstverschuldet, ich habe das ja so eingestellt - bei mir ausgelöst hat, sehr zufrieden mit dem Remake. Es kommt weitestgehend bugfrei daher, was bei Hangar 13 ja nicht selbstverständlich ist, wenn man mal zu Mafia 3 schaut, was stellenweise technisch eine Katastrophe war. Die Gangster-Story funktioniert auch 18 Jahre nach dem Original noch und man fiebert gerne mit den Protagonisten mit. Technisch hätte man im Gameplay noch eine Schippe drauflegen können. Die Grafik der Zwischensequenzen auch im Spiel zu haben, wäre erstklassig gewesen. Da baut das Spiel jedoch ein wenig ab. Es lief bei mir auf der Xbox Series X aber butterweich und ohne Abstürze oder technische Fehler.
8/10