Oblivion (XB 360)
So, nach etwa 70 Stunden Spielzeit habe ich - nach vierjähriger Verspätung - auch mal Oblivion durchgezockt (ohne AddOn Shivering Isles).
Was gibts dazu zu sagen? Oblivion wird ja gerne als Meilenstein bezeichnet, als Must-Have-Game oder als bestes Rollenspiel der letzten Jahre.
Um es vorwegzunehmen: Oblivion ist ein sehr guter Vertreter eines westlichen Rollenspiels, wird dem Hype aber m.E. nicht ganz gerecht.
Die viel gepriesene Graphik war sicher vor vier Jahren noch das Nonplusultra und weiß auch heute noch zu gefallen, dennoch wurden meine Erwartungen in diesem Punkt nicht erfüllt. Spiele wie Mass Effect oder Red Dead Redemption zeigen einfach, dass es heutzutage doch noch (deutlich) besser geht. Im Start-Dungeon habe ich mich sogar regelrecht erschrocken, weil ich die Graphik viel besser erwartet hatte. Hier bin ich vielleicht aber auch etwas verwöhnt, da ich erst vor etwa einem Jahr auf die Xbox umgestiegen bin. Ein Crysis darf man einfach nicht erwarten.
Trotzdem: gerade im Bereich der Landschaftsdarstellung hat mich doch sehr gestört, dass die Sichtweite zwar enorm ist, die Texturen aber schon nach wenigen Metern so grob aufgelöst werden, dass man einen Brechkrampf bekommt. Das relativiert sich zwar mit zunehmendem Spielverlauf, wirklich top ist das aber alles heute nicht mehr.
Der Soundtrack ist hingegen einsame Spitze! Auch nach 70 Stunden Spielzeit ist mir die Mucke nicht auf den Keks gegangen (und das heißt was, wo dies sonst immer das erste ist, das ich ausschalte
). Auch die Soundeffekte sind hervorragend gelungen, von der Sprachausgabe bei den NPCs ganz zu schweigen: viel besser geht es wirklich nicht. Es gibt zwar einige Stimmen, die man durchaus häufiger hört, wirklich störend ist das aber nicht.
Die Bedienung ist eher suboptimal. Grundsätzlich funktioniert die Steuerung mit Gamepad zwar sehr gut, trotzdem hätte ich mir mehr Flexibilität gewünscht. Zwar kann man Zaubersprüche oder Tränke aufs Digikreuz legen, gerade aber bei sehr häufig verwendeten Funktionen (wie z.B. die Umgebungskarte) klappt das nicht :wallsash: Echt ärgerlich! Das Umblättern zwischen den einzelnen Tabs im Inventar (Quest -> Map, Map -> Quest) ist einfach nur sehr nervig. Dazu kommt noch, dass sich das Inventar im Laufe der Zeit mit so vielen Gegenständen füllt, dass man schon mal fröhlich 20 Sekunden nur runterscrollt, um z.B. den Reparatur-Hammer zu erreichen (und JA, ich weiß, dass es Tabs für einzelne Gegenstandsarten gibt
).
Der große Pluspunkt von Oblivion sind ganz sicher die fantastisch inszenierten und vor Kreativität sprühenden Nebenquests; allen voran die Questreihen für die Gilden und die Kette von Arenaquests! Dazu kommen noch Dutzende Quests verteilt über die ganze Welt, die zwar nicht unbedingt die Klasse der Gildenquests erreichen, trotzdem aber gefallen! Die Nebenquests lassen mich auch darüber hinwegsehen, dass ausgerechnet die Hauptquestreihe erschreckend kurz und mittelmäßig ist.
Was mir auch gut gefallen hat, sind die tollen Kämpfe. Das System aus Blocken und Angreifen klappt wirklich perfekt.
Für meinen Geschmack kommen Fernkämpfer und Magier aber hier zu kurz, da die Gegner viel zu schnell auf einen losstürmen und mit gewaltigen Sätzen gerade die letzten Meter überbrücken. Hier muss dann dementsprechend schnell und häufig zurückgewichen werden. Das klappt in anderen Spielen (z.B. Gothic) deutlich besser. Melees kommen aber voll auf ihre Kosten!
Ein großer Nachteil von Oblivion ist sicher die sterile Spielwelt! Es macht zwar Spass, in Städten durch die Straßen zu rennen, es passiert aber schlicht nicht viel dabei. So gibt es z.B. keine Handwerker, die am Straßenrand das Schwert schmieden. Generell sind die Städte viel zu leise und nicht dicht genug bevölkert.
Gleiches gilt auch für die Außenareale. Hier passiert schlicht nichts. Was bringt es mir, wenn Blumen und Bäumen zwar toll aussehen, es aber - außer Rehen - keine Tiere gibt, die die Landschaft mit Leben füllen? Es gibt nicht mal Vögel! Eine lebendige Spielwelt zu erschaffen, ist ganz sicher nicht die Stärke von Bethesda.
Klasse zeigt sich das Spiel hingegen in vielen Details: so finden sich in den Dungeons viele Fallen, NPCs verfolgen einen (Kriminellen) auch durch Türen oder wenden sich im Vorbeigehen mit dem Kopf dem Spieler zu (was schon ein nettes "Plus" ist).
Ein Wort noch zu den Ladescreens, die jedesmal den Spielfluss unterbrechen, wenn man ein Haus, einen Dungeon oder eine Stadt betritt oder verlässt: meiner Meinung das größte Manko des ganzen Spiels. Hier tut sich Oblivion wirklich keinen Gefallen. Das hätte man wirklich besser lösen können, indem man einfach das Bild für ein paar Sekunden einfriert und dann auf den neuen Bereich "umschaltet". Vielleicht bin ich aber nur durch den PC zu sehr verwöhnt...
Kurz zu den Achievements: Reine Fleißarbeit und nicht wirklich schwierig! Wer bereit ist, genügend Zeit zu investieren, geht hier problemlos mit 1000/1000 Punkten nach Hause.
Graphik: 8.5/10
Sound 10/10
Wertung: 8.5/10 Daedra-Artefakten