Den Vergleich mit Herrn der Ringe finde ich gewagt. Dune ist sicher ein großer Klassiker des Genres, besitzt aber imho nicht annähernd den gleichen Stellenwerk, den Tolkiens Meisterwerk innerhalb des Fantasy-Genres einnimmt. Zumal Herr der Ringe auch Leuten ein Begriff ist/ war, die weder Fantasy lesen noch die Buchvorlage kannten. Habe da unzählige Freunde und Bekannte, die sich die Filme angesehen haben, obwohl sie das Genre sonst mit keinem Blick würdigen.
Und genau das sehe ich eben etwas anders. Ja, "Herr der Ringe" mag deutlich älter sein und ist einem anderen Genre zugeordnet, aber "Dune" ist eben ein Meilenstein des Science Fiction, was Herr der Ringe für Fantasy ist.
Auch mir waren damals die Bücher schon Begriff, aber eigentlich erst nach Sichtung des ersten HdR-Films habe ich mich wirklich mit den Büchern auseinandergesetzt. (ich hatte ja quasi ein Jahr Zeit zwischen "Die Gefährten" und "Die Zwei Türme" um alles lesen zu können)
"Dune" habe ich als 1984er-Produktion von David Lynch damals im Fernsehen gesehen und fand ihn, trotz teilweise einiger fragwürdiger Handlungsentscheidungen, immer ein sehr faszinierendes Werk, das auch entsprechend visuell interessant umgesetzt war. Erst viel später lernte ich, dass sich David Lynch nicht unbedingt viele Freunde mit seiner Verfilmung gemacht hat, und dass er sich später sogar von der Langfassung distanziert hat, weil die doch sehr speziell, experimentell und an vielen Stellen unfertig war. Da wurden teils animierte Storyboards zur Exposition mit aufgenommen, was nun mal als Film gar nicht funktionierte.
Ich denke, dass "Dune" unter Science Fiction-Fans mindestens genauso bekannt ist, wie "Herr der Ringe" unter Fantasy-Fans. Von letzterem gibt es immerhin schon eine kongeniale Verfilmung, von "Dune" eben noch nicht. Und wenn der wirklich so toll ist und so gut funktioniert, wie damals Herr der Ringe (und gut funktioniert heißt auch, dass er sowohl dem Stoff treu bleibt, als auch massentauglich wird), dann kann er den Erfolg auch über die Grenzen des Genres erreichen, wie das die Herr der Ringe-Verfilmung geschafft hat. Eben, weil diese Filme auch funktioniert haben.
Da ist eben die Frage ob es wirklich so viele Menschen gab, die vor den Filmen mit dem Titel 'Herr der Ringe' in Berührung gekommen sind ohne dass sie die Bücher gelesen haben.
Und genau das denke ich eben auch. Viele Ältere werden es sicherlich gelesen haben, oder einige diese 1970er-Ralph Bakshi-Zeichentrickverfilmung gesehen haben, die nur einen Bruchteil der Bücher umfasste, aber die meisten sind doch wirklich erst nach 2001 zum Herrn der Ringe dazugestoßen, als es plötzlich cool wurde und man mitreden musste.
Dune hatte immer schon seine Fans, zog zwei Miniserien nach sich, die die Buchhandlung sogar weitersponnen (auch wenn diese leider hinter ihren technischen Möglichkeiten blieben und insgesamt nicht über TV-Mehrteilerqualität herausgekommen sind), aber eigentlich denke ich, dass es erst jetzt wirklich möglich ist, sich dem Stoff angemessen zu nähern und dass die Transition von Buch zu Film hier wirklich passen könnte. Und dass die Filme hoffentlich auch die Massen begeistern können.
Nur leider bezweifle ich das, denn ich fürchte, dass Dune eben nicht so "funktionieren wird" wie damals Herr der Ringe. Denis Villeneuve ist nicht Peter Jackson. Und das meine ich jetzt nicht negativ. Aber Villeneuve ist Autorenfilmer, Jackson hat Erfahrung mit massentauglichem Kino, so wie Steven Spielberg.