Viel interessanter als der VG247-Artikel ist der WSJ-Artikel, der die eigentliche Quelle ist:
Und die Message, die der Artikel rüberbringt, finde ich schon mehr als bedenklich. Denn letztlich läuft es darauf hinaus, dass die Sony-Verantwortlichen glauben, dass die Hardcore-Gamer nur eine Konsole kaufen, weil sie Grafikpower haben wollen. Und deshalb richten sie Strategie darauf aus, die Beziehnungen zu den großen Publishern zu stärken, ihre Konsole vor allem als Gerät für AAA-Spiele zu positionieren und dabei auch mehr und mehr Exklusivität (DLCs etc.) einzukaufen.
Und das finde ich persönlich ziemlich problematisch, da der Markt der AAA-Spiele mittlerweile ziemlich schal geworden ist und vor allem Diversität unter dem ganzen Games-As-A-Service-Geschüssel leidet. Zudem kommen auch immer weniger große Produktionen raus. Man muss das einfach nur mal mit der letzten Generation vergleichen.
Ich zumindest interessiere mich eher dafür, möglichst viele unterschiedliche Spielerfahrungen zur Verfügung stehen zu haben, die von mir aus auch gerne grafisch weniger anspruchsvoll sind, als jede Menge Grafikbombasten, die sich dafür alle immer ähnlicher spielen.
Ich hab die PS4 damals in der Hoffnung gekauft, dass Sony dort weitermacht, wo sie in der PS3-Generation aufgehört haben: Jede Menge unterschiedliche Spiele von Uncharted über Ratchet & Clank, Little Big Planet bis hin zu den ganzen spannenden Semi-Indie-Projekten, bei den Sony Santa Monica geholfen hat. In den ersten paar jahren hat es diesbezgüglich auch ziemlich gut ausgesehen (was auch an vielen Ports/Remasters lag), aber außer Dreams ist von dieser Vielfalt nicht mehr viel übrig geblieben.
Das ist auch einer der Gründe, warum ich das Playstation-Ökosystem verlassen habe und so schnell nicht zurückkommen werde.
Microsofts Game Pass bietet mir da mittlerweile viel bessere Möglichkeiten, unterschiedliche Spielerfahrungen zu entdecken. Und ich finde die angeteaserte Perspektive, dass die neuen Microsoft Studios wie Double Fine und Obsidian relativ freie Hand haben und ihre Spiele vor allem für den Game Pass und nicht nur für die Ladenregale zu entwickeln, deutlich spannender. Erstens sind z.B. Obisian oder iXile in aller erster Linie Studios, die in ihren Spielen auf Komplexität und Entscheidungsfreiheit setzen. Und zweitens könnte diese Vision, so sie denn gut umgesetzt wird, auch dazu führen, dass man deutlich mehr kleinere und mittelgroße Projekte umsetzen kann und nicht nur auf Blockbuster setzen muss.
Man muss abwarten, ob das wirklich alles so umgesetzt werden kann, aber diese Strategie, vor allem auf große Blockbuster zu setzen, halte ich auf Dauer auch nicht für tragfähig, weil die Leute davon irgendwann auch mal satt sind. Diese wellenartigen Bewegungen der Popularität sieht man ja immer wieder. Und grade dann, wenn die Wellen mal wieder in die andere Richtung schlagen, kann es sich schnell rächen, wenn man sich nur um einen gewissen Teil der Geschäftspartner (AAA-Publisher) bemüht hat, während man einen anderen Teil (Indies, AA-Publisher) schlicht und einfach als Partner sieht, die sowieso zu einem kommen.
Einfach abwarten. Das ist ihr Plan für die Anfangsjahre. Wenn es nicht so gut läuft wird das Schema eh wieder geändert.
Die „Casualisierung“ finde ich übrigens richtig gut. Sonys neuere Spiele sind äußerst zugänglich und lassen dadurch keinen Frust aufkommen. Würde mich freuen, wenn mehr Studios ihre Spiele zugänglicher machen würden.
Zugänglichkeit und Spieltiefe schließen einander ja nicht aus. Ein komplexes RPG kann sowohl zugänglich sein, als auch enorme Spieltiefe bieten. Gute Zugänglichkeit erreichst Du vor allem durch gute Tutorials, vernünftige Item-Beschreibungen, eine gut designte, anpassbare und lesbare UI, vernünftige Untertitel, freie Buttonkonfigurierung etc.
Von daher muss Zugänglichkeit nicht automatisch mit einer Simplifizierung oder Casualisierung einher gehen. Aber leider gehen viel zu viele Spiele genau den anderen Weg. Es werden die Spielsysteme immer mehr vereinfacht und cinematischer gestaltet, weil das eben wesentlich einfacher ist, als den Zugang zu komplexen Systemen durch gut durchdachtes Design zu vereinfachen.