Bei mir geht die MGS HD Collection mittlerweile klar als Fehlkauf durch.
Die HD Collection ist mein erster Kontakt mit der Serie und auch erst nach langem Überlegen und aufgrund des günstigen Preises hab ich mich zum Kauf entschieden. Ich habe vor Jahren mal einen recht langen Podcast über die Serie gehört und ich wollte einfah mal wissen, was den legendären Ruf der Serie so ausmacht.
Nach einer kurzen Anspielsession aller 3 enthaltenen Titel hat sich für mich folgendes Bild ergeben:
MGS 2 macht ohne den bei mir fehlenden Nostalgiebonus einen extrem schlechten Ersteindruck. Das liegt weniger daran, dass es technisch veraltet ist, sondern dass es sich vor allem in der Spielmechanik und der Bedienung furchtbar sperrig, unzugänglich, benutzerunfreundlich und vor allem antiquiert anfühlt. Ein ebenso altes Splinter Cell fühlt sich in fast allen Belangen und vor allem in Bezug auf den Faktor Stealth auch heute noch moderner an.
MGS 3 ist da schon etwas moderner gehalten, aber auch hier haben mich vor allem die Defizite in der Bedienung erstmal vom Weiterpielen abgehalten. Vor allem auch, weil ich noch noch Peace Walker angespielt hatte, das in fast allen Belangen einen deutlich hervorragenderen Ersteindruck hinterlassen hat.
Insofern fiel meine Wahl für den Serieneinstieg dann auf Peace Walker, welches sich mit ein paar minimalen Abstrichen meiner Meinung nach auch gut für den Einstieg eignet, weil die Story bis auf ein paar mir fehldende Referenzen zu MGS 3 durchaus gut nachvollziehbar war. Aus Gameplay-Sicht mag PW vielleicht nicht die beste Wahl sein, weil es aufgrund der Portable-Herkunft einige Dinge deutlich anders macht, aber es spielt sich allgemein halt doch einigermaßen modern und von allen Teilen dem Anspielen nach auch am modernsten.
Gut, grafisch ist das Ding weit, weit unter Durchschnitt. Auch das HD-Upgrade ist nur bedingt eines. Vor allem getarnte Gegner sind weniger wegen ihrer tollen Tarnung kaum zu erkennen, sondern eher, weil man Pixelbrei unter Pixelbrei kaum ausmachen kann. Aber gut... Alles halb so schlimm.
In den ersten rund 10 Spielstunden war ich wirklich kurz davor, das Spiel wirklich fantastisch finden zu können. Zwar ist in Bezug auf den Stealth-Aspekt jedes einzelne Splinter Cell und sogar ein Deus Ex:HR, das gar kein dediziertes Stealth-Spiel ist, klar überlegen, sobald man jedoch hinter die Spielmechaniken gekommen ist (leider knallt einem das Spiel mal ellenlange Tutorials entgegen, während es einem andere Dinge gar nicht erklärt und es zudem kein gescheites Handbuch gibt) vermag PW durchaus zu gefallen, auch wenn es sich hier und da ziemlich kantig und "unfertig" spielt.
Das gesamte Konstrukt aus Kurz-Missionen, optionalen Nebenmissionen, Basismanagement und der Erforschung neuer Waffen und Objekte bzw. deren Upgrades entwickelt recht zügig einen gewissen Suchtfaktor, der denen eines Diablo gar nicht so unähnlich ist, weil man trotz des in seinen Statistken statischen Protagonisten permanent neue Spielzeuge erhält, die ihn stärker machen und die taktischen Optionen erweitern.
Jedoch liegt hier auch die Krux des Spiels. Alle paar Haupt-Missionen bricht das Spiel aus seinem Stealth-Schema aus und setzt einem Kämpfe gegen Mechs und Fahrzeuge vor die Nase. Soweit alles kein Problem, wäre es nicht so, dass die Ausrüstung, die man zu dem Zeitpunkt regulär zur Verfügung hätte, vollkommen unterlegen ist.
So ist man also dazu gezwungen, Haupt- und Nebenmissionen wieder und wieder und wieder zu spielen, um so höherwertigeres Personal für die Hauptbasis zu farmen, damit die Forschungs- und Geldmittel-Kapazitäten ansteigen und man sich bessere Ausrüstung erforschen und leisten kann. Denn ansonsten werden diese Bosskämpfe zu zähen Angelegenheit, die auch mal eine halbe Stunde dauern können, nur um dann festzustellen, dass man trotz Nachschub mit seiner nichtnutzigen Ausrüstung am Ende ist, weil man keine Munition oder Heilmittel mehr hat.
Wäre insoweit auch kein Problem, wenn es zu den entsprechenden Zeitpunkten genug Nebenmissionen gäbe, die man absolvieren kann, immerhin gehören die ja auch zum Spiel. Gibt es aber nicht und so muss man die lukrativsten bzw. effektisten Missionen immer und immer wieder spielen in der Hoffnung darauf, dass man beim Abtransport der Bewusstlosen genug Soldaten mit Potenzial für die Basis und nicht nur eine Nulpe nach der anderen.
Hochwertiges Personal zum Abtransport scheint es im Spiel lt. Internet zwar durchaus zu geben, aber entweder erst in Nebenmissionen, die später freigeschaltet werden oder an Stellen, für die man spezielles Equipment braucht, das man zu dem Zeitpunkt aber auch noch nicht hat. Und so landet man irgendwie in einer recht öden Grinding-Schleife.
Absolutes Highlight für mich diesbezüglich ist der finale Bosskampf. Mit der anfänglich zur Verfügung stehenden Ausrüstung hatte ich nicht einmal die Chance, den anfänglichen 1:15 Min.-Countdown zu überstehen. Nach diversem Farming und der darauf folgenden Forschung, mit der ich wirklich das Maximum rausgeholt habe, hatte ich nach ein paar Stunden endlich etwas schlagkräftigeres Material. Aber selbst dann war dieser Bosskampf ein reines Nervenspiel, das im erfolgreichen Versuch über 30 Minuten gedauert hat. Vorher bin ich 5 Mal wegen Mangel an Muni oder Heilmitteln gescheitert, obwohl ich den Boss schon auf 10-20% runter hatte.
Und was für einen Unterschied höherwertigere Ausrüstung macht, habe ich bei der Wiederholung eines früheren Bossfights gemacht, den ich mit den gleichen Waffen auf höheren Level in nur einem Fünftel der Zeit und mit einem S-Rang statt eines C-Ranges absvolvieren konnte. Insofern ist es einfach ärgerlich, dass einen das Spiel immer wieder so ausbremst, zumal ich sowieso permanent irgendwelche Forschungen am Laufen hatte.
Und das sind leider nicht die einzigen Mängel, die ich bei Peace Walker finde. Die furchtbar nervigen interaktiven Zwischensequenzen habe ich im "Frustmomente"-Thread (
) schon ausführlich dokumentiert. Der extrem unkomfortable Wechsel von Waffen und Unterstützungsitems hat mich in den Bossfights nicht nur einmal einen Bildschirmtod gekostet und es gäbe da sicherlich noch dutzende Kleinigkeiten, die man hier aufführen könnte.
Ich bin zwar immer noch nicht ganz zur Kapitulation bereit und werde sicherlich noch die eine oder andere Nebenmission spielen. Aber eine 100%-Komplettierung wird das Spiel bei mir sicherlich nicht erreichen.
Nachdem das nicht meine erste Negativ-Erfahrung mit japanischen Spielen ist, sind sowohl die MGS-Serie als auch japanische Spiele für mich vorerst erledigt. Ich kann mein Gamer-Hirn einfach nicht so sehr verkrampfen, als dass ich die japanischen Gaming-Philosophien wirklich nachvollziehen könnte. Ich hätte es irgendwie besser wissen müssen, aber manche Dinge muss man einfach durch Schmerz lernen. Und mein Arm tut mir nach den bescheuerten Quicktime-Sequenzen auch 2 Tage später noch weh.