Nachdem ich die Serie im ersten Durchlauf bis Staffel 4 nur mäßig fand, was vermutlich daran lag, dass ich sie oft nur müde, recht halbherzig und mit langen Unterbrechungen am Stück geschaut habe, bin ich nun noch mal angefangen und schaue sie aufmerksam und "am Stück". Und was soll ich sagen, ich finde sie jetzt RICHTIG gut und hatte schon überlegt mit den Büchern anzufangen. Wie sind die denn so? Ich vermute, wie immer besser als das filmische Pendant?
Die Bücher sind in der deutschen Übersetzung erstklassig geschrieben. (oftmals gibt es auch den Fall, dass wegen der Übersetzung viel vom Charme verloren geht oder keine Spannung aufkommt)
Natürlich sind sie sehr umfangreich, verhalten sich aber dennoch anders als die Serie.
Alle Bücher sind in Kapitel unterteilt, welche aus der Sicht eines Charakters betrachtet werden. Das erste Buch "Leviathan erwacht" behandelt nur Holden und Miller. Ab dem zweiten Band "Calibans Krieg" kommen dann noch ein paar andere Figuren hinzu, was die Betrachtung mehrerer Aspekte der Handlung erlaubt, da auch an unterschiedlichen Orten agiert wird. Später im Verlauf der Buchreihe sind bis zu acht Hauptfiguren die jeweiligen Kapitelprotagonisten. Das wird aber nie unübersichtlich, da diese meist miteinander zu tun haben und so gemeinsam die Handlung vorantreiben.
Man muss aber sagen, dass die TV-Adaption exzellent und kongenial gemacht wurde. Es gibt, vor allem in den ersten Staffeln, deutlich besseren Zugang zu Personen, die am Anfang noch überhaupt nicht vorkommen, z. B. UN-Untergeneralsekretärin Avasarala. Zwischendurch sind auch Handlungsstränge in der Serie, die es in den Büchern nicht gibt, die aber die Handlung sinnvoll ergänzen. (Als beispielsweise die "Rocinante" an einer marsianischen Blockade vorbeikommen muss, um auf Io zu landen. Das gibt es nicht im Buch, jedenfalls nicht so, wie das in der Serie gezeigt wird.)
Klar sind die Bücher tiefergehend, können sich viel mehr Zeit nehmen, um Charaktere und deren Eigenschaften zu beschreiben. Es gibt aber auch mehr Figuren, die für die TV-Serie zu einer oder mehreren Personen zusammengefasst wurden, damit etwas geraffter erzählt werden kann. Die Figur der Camina Drummer beispielsweise ist in der TV-Serie eine Person, während sie in den Büchern mindestens aus drei verschiedenen Gürtler-Personen besteht. Das tut der Adaption aber keinen Abbruch.
Ich mochte alle Bücher, da sie durchgehend spannend und interessant waren. Die zusätzlich erschienenen Novellen ergänzen die Haupthandlung. Da gibt es beispielsweise eine Geschichte über Fred Johnson und seinen Status als "Schlächter der Anderson-Station" oder Amos' Hintergrundgeschichter in Baltimore in "Der Strudel", welche in der Serie auch aufgegriffen wurde, aber nie Teil der Hauptbuchhandlung war.
Kann eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.
Aber bring Zeit mit, jedes Buch ist an die 600 Seiten stark.
P.S.: Die Bücher zu lesen birgt vor allem den Vorteil, dass man so in den Genuss von Band 7 bis Band 9 (Persepolis erhebt sich, Tiamats Zorn und Leviathan fällt) kommt, die die TV-Serie zum jetzigen Zeitpunkt nicht behandeln wird, da sie nach Band 6 (Babylons Asche) aufhören wird. Die komplette Laconia-Trilogie um Admiral Duarte ist wirklich überaus spannend. Da deutet Band / Staffel 6 schon einiges an, führt es aber nicht zu Ende.