Achtung, es folgt ein kleiner Roman
Meine Zeit beim Bund war in einem Zeitraum des Umbruchs, in mehrerlei Hinsicht.
Am 01.10.1990 hat meine Wehrdienstzeit begonnen, zwei Tage war dann das erstemal der 03.10. Feiertag.
Eigentlich wollte ich gar nicht zum Wehrdienst und habe vor der Musterung ein paar Tricks probiert, die damals so üblich waren
.
Dank sehr viel Kaffee vorher und etwas Hypochonder-Show wurde ich mir ner 4 gemustert. So dachte ich, die holen mich nicht.
Aber da habe ich mich getäuscht, wie man der Einleitung ja entnehmen kann.
Ich war während der Grundausbildung in der Donnerberg-Kaserne in Eschweiler. Also recht far from home ^^
Als gelernter Elektroniker war die Fachausbildung Elo-Mech am Flak-Panzer Gepard. Außer dem militärischen (teilweisen) Dummf***, war die Zeit dort aber echt klasse.
Nach der Grundausbildung war ich dann im Heimatbundesland Bayern, im Herzen der Oberpfalz eingesetzt.
Wir waren die ersten, bei denen die Wehrpflicht von 15 auf 12 Monate heruntergesetzt wurde.
Nach etwa einem halben Jahr wurde die Firma in Nürnberg, bei der ich die Ausbildung und einen Gesellenvertrag hatte, leider aufgelöst. Sie hatten das Pech, dass sie keine Kunden mehr hatten, da der einzige Kunde "Bundespost" nicht mehr existent war. Daher wurden alle rund 1400 MA per Auflösungsvertrag abgefunden oder gekündigt.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich wollte mich daraufhin erstmal für 4 Jahre verpflichten, in der Hoffnung, dass die Lage "draußen" bis dahin wieder besser wird. Mir wurde daraufhin angeboten, mich für 12 Jahre zu verpflichten in der Unteroffizierslaufbahn und dann Militärkraftfahrlehrer werden könnte. Nach etwas Bedenkzeit habe ich das dann gemacht. Ich hatte bis dahin nur den 3er Schein (Klasse B heute) und habe erstmal alle anderen Klassen beim Bund gemacht. Danach die Fahrlehrerausbildung aller Klassen. Da man das alles auch ins Zivile überschreiben lassen konnte, war dies noch einer schöner Bonus.
Als ich unterschrieben habe, dachte ich noch, "boah, das werden sicher lange 12 Jahre", doch das ging rum wie nix. Das Ausscheiden 2002 als OFw fand ich eher traurig. Die Bundeswehr wurde zu der Zeit schon umstrukturiert und leider gab es zu der Zeit nur eine Option um Berufssoldat zu werden, für mich als Fahrlehrer. Wenn ich zugestimmt hätte im Fahrschulzentrum Frankfurt / Oder zu dienen. Doch das wollte ich nicht, war mir zu weit weg von daheim. Aus heutiger Sicht war das aber vielleicht zu kurz gedacht ^^ Denn dann könnte ich in rund 3 Jahren in Pension gehen (mit 54).
Mit dem rein militärischen Alltag beim Bund konnte ich mich nicht wirklich anfreunden, doch in meiner Tätigkeit war ich mehr Fahrlehrer in Uniform, als Soldat und ich kann rückblickend sagen: Das war die interessanteste Zeit in meiner beruflichen "Karriere". Es hat sehr viel Freude gemacht.
Schade finde ich es, dass es keine Wehrplicht mehr gibt, denn dadurch in das deutsche Militär in der Bevölkerung kaum noch präsent und irgendwie eine Art "Staat im Staat" geworden.