Diese interessantere Frage ist eher, wohin die doch recht gute Mundprogaganda für das Spiel es in den Monats- oder Jahrescharts spülen wird.
Das ist die Frage durchaus wert! Ich versuche sie mal zu beantworten:
Ich würde niemals so positiv über das Spiel berichten, wenn es nicht so gut wäre, wie es mir tatsächlich gefällt!
Als Liebhaber der Underground-Teile von 2003 bzw. 2004 wurde hier bei mir wieder genau dieser Reiz getriggert, der so lange in den darauf folgenden Episoden gefehlt hatte. NfS Heat ist ein simpler Arcarderacer ohne Schnörkel. Vergleichbar mit Burnout Paradise, nur nicht so High-Speed-lastig, obwohl man das Element mit den Schilder-Sprüngen exakt kopiert hat. Aber da wurde bei Rennspielen schon schlechteres geklaut.
Man kann relativ schnell durch versiertes Können vorankommen, oder aber gemächlich durch Grinding seinen Fuhrpark ausbauen und mit Tuning-Teilen experimentieren. Man hat also eine gewisse Freiheit, wie man Heat spielen möchte. Das war in den unmittelbaren Vorgängern niemals der Fall. Hauptgrund sind sicher der Wegfall einer reinen Gummiband-KI und die Einstellungsmöglichkeiten zwischen drei Schwierigkeitsgraden. Wobei letzerer Aspekt sinnfrei ist, da man auf allen Schwierigkeitsgraden die selben Belohnungen bekommt. Wozu also auf schwer spielen, wenn es auf leicht wesentlich frustfreier geht?
Ich finde das aber super, denn das Tempo ist für mich altersbedingt sehr hoch, eine Rückspulfunktion gibt es nicht und wenn man mal crasht, hat man auf der leichten Stufe immernoch die Möglichkeit, Gegner einzuholen. Das vermittelt einem ein Erfolgserlebnis bei einem, durchschnittlich gesehen, eher anspruchsvollen Racing-Game, das Ziel erfüllt zu haben.
Dazu kommt natürlich die extrem umfangreiche Ausstattung, in Sachen Tuning für Leistung und optische Aspekte. Man hat die Auswahl aus 8 unterschiedlichen Bremssätteln, Bremsscheiben und hunderten von verschiedenen Felgen! Da kann kein Forza mehr mithalten! Bodykits kann man sich selbst zusammenstellen und der Lackier-Editor macht auch eine recht gute Figur. Das laden und abspeichern von Designs macht Laune und mit etwas Geschick hat man sich flugs eine schicke Karre gebastelt.
Man muss das Spiel aber tatsächlich mögen und es mag nicht für jedermann ein guter Kauf sein. Vom Umfang her ist Heat eher ziemlich groß. Das betrifft die Map ebenso wie die umfangreichen Sammelgegenstände. Die sind allerdings optional, so dass man sich als ungeduldiger Spieler auf die Story beschänken kann. Um die Story weiterzuspielen muss man aber auch im Level aufsteigen. Das geht aber nur im Nachtmodus. Da sind dann die Cops! Die wollen einem Geld und Fortschritt klauen, wenn sie dich erwischen.
Steigt man aber im Level auf, werden neue Tuningteile freigeschaltet und man kann damit im Tagmodus unglaublich viel Geld bei neuen freigeschalteten Renn gewinnen, mit denen man sich wieder ein neues und besseres Auto kaufen kann. Das ist Motivation PUR!
Ich bin jetzt Level 30 oder so und fahre eine Corvette mit 360 und im Wechsel einen 2018er Porsche GT3 mit 338, wobei die Corvette mein Liebling ist! Das Balancing ist genial: Ein Auto ist viel schneller, das andere besitzt ein super Handling und die alte Corvette ist mein liebstes Drift-Auto.
Überhaupt, die Drift Events sind tagsüber ein Spaziergang. Switcht man aber in den Nachtmodus, sind schnell die Cops hinter einem her. Dann heißt es sich zu sputen und mit der Wabbelkiste eine Werkstatt möglichst unbeschadet zu erreichen.
Ich finde das Ballancing zwischen Cops und Racern aber grundsätzlich liberal. Es ist fast niemals unfair und erspart einem meisten Freustmomente, wie sie noch in NFS oder Payback an der Tagesordung waren.
Irgendwie fühlt sich Heat viel runder an als die Vorgänger von Ghost Games. Als hätten sie in wenigen Jahre eine Menge dazu gelernt. Oder sie haben vieles aus anderen guten Rennspielen einfach geschickt kopiert. Glaube ich aber nicht. Ich denke, sie haben kapiert, was die Spieler von einem neuen NfS erwarten. Auftrag erfüllt!
Fazit: Das Spiel ist mehr als nur das beste Spiel von Ghost Games. Es ist das beste Need 4 Speed seit fünfzehn (!) Jahren, meiner Meinung nach! Ja, besser als Carbon, Shift, besser als Pro Street, besser als das Remake von Hot Pursuit und besser als Rivals sowieso. Heat ist eine Offenbarung und mega spannend, was insbes. den krassen Nachtmodus angeht, wenn man sich mit den Cops ab Heat-Stufe 3 anlegt!
..und alles das sagt jemand, der vor wenigen Wochen noch der größte Skeptiker von NfS Heat war! Aber Ghost Games haben sich mit diesem Spiel bei mir rehabilitiert und sich einen ganz großen Namen bei EA gemacht. Glückwunsch!
Einen kleinen Dämpfer gibt es aber noch: Heat ist vielleicht etwas besser als The Crew 2, kommt aber immer noch nicht an die Klasse von Forza Horizon 4 heran. Es fehlen einfach viele Komfort-Funktionen. Na klar, eine Schnellreise gibt es, die funktioniert auch sehr gut und schnell, aber eben nicht an jeden Ort. Oftmals muss man in der Open World längere Anfahrtszeiten inkauf nehmen. Und egal wieviel man dabei driftet, gibt es keine Kudos oder XP dafür. Das ist etwas schade, aber vielleicht erwartet uns sowas in einem Nachfolger...
Die Grafik wurde bisher als "Durchschnitt" betitelt, das kann ich so nicht teilen. Ich finde sie sehr gut und auf der Xbox One mit 4k Unterstützung und HDR sieht das in meinen Augen einfach spitze aus!
Lediglich die 30fps haben mich anfangs verwirrt, weil ich zu verwöhnt bin. Aber nach einer Stunde Spielzeit hat man den Blur-Effekt dann auch wieder liebgewonnen und wer NfS Underground noch in Erinnerung hat, hatte sich wahr wahrscheinlich auch wieder schnell daran gewöhnt. Das war also eines der kleineren Probleme.
Das Spiel stürzte gelegentlich mal ab, aber das kann auch an meiner SSD liegen. Ansonsten speichert das Spiel ständig und die Konnektivität funktionierte vorbildlich.
Wie gesagt, ich bin noch lange nicht mit der Story durch, würde jetzt aber schon eine 9/10 Punkten für das Spiel vergeben. Es fetzt einfach!!!