Gerne. Gleich vorweg: Wie ich schon geschrieben hatte: Ich persönlich würde aus mehreren Gründen nicht in Wasserstoffaktien investieren. Das hängt aber natürlich auch von meiner Strategie und meinem Zeitfenster ab. Je nach dem, was Du für eine Strategie verfolgst, mag eine solche Investition für Dich aber durchaus Sinn machen.
Es gibt von Zeit zu Zeit Branchen bzw. Einzelwerte, die komplett overhyped sind und die alle das gleiche Schicksal ereilt: Am Anfang kaufen nur wenige, irgendwann springt die Masse drauf, die Kurse steigen in den Himmel und kurz danach fällt alles wie ein Kartenhaus zusammen. Das waren vor ein paar Jahren z. B. Aktien aus der Solarbranche und sind momentan vor allem Wasserstoff- und Cannabis-Aktien. Ich halte mich generell von solchen Hype-Branchen fern. Zum einen, weil die Werte oft gnadenlos überteuert sind, zum anderen weil ich diesen Zyklus schon des Öfteren mit erlebt habe. Und alle diese Hypebranchen ereilt das gleiche Schicksal. Ich war damals im Neuen Markt dabei und habe bei diesem Spielchen ordentlich verloren. Ich habe fast 15 Jahre gebraucht, bis das Geld in etwa wieder drin war (einzelne Werte, die ich damals gekauft hatte, z. B. Nokia oder Cisco sind nie wieder zum ATH gekommen; von Opportunitätskosten mal ganz zu schweigen). Ich habe da meine Lektion gelernt. Das brauche ich heute nicht mehr.
Im konkreten Fall Wasserstoff-Aktien stören mich gleich zwei Sachen wahnsinnig: Zum einen ist zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch nicht klar, dass Wasserstoff das Rennen macht. Da ist sehr viel Phantasie in den Kursen, ohne jegliche fundamentale Unterstützung. Die meisten Unternehmen in der Branche haben kaum Umsatz und schreiben rote Zahlen. In so etwas investiere ich aus Prinzip nicht. Wenn sich irgendwann mal abzeichnen sollte, dass Wasserstoff tatsächlich das "neue Öl" ist, kann ich immer noch einsteigen. Dann entgehen mir sicherlich Prozente in dreistelliger Höhe, ich riskiere aber auch keinen Totalverlust. Klar, lässt sich das Risiko mit Stops begrenzen, aber gerade bei so volatilen Werten wird man erfahrungsgemäß regelmäßig ausgestoppt. Also auch keine besonders gute Taktik.
Ich verfolge eine langfristige Strategie und würde nur in Unternehmen investieren, die seit Jahren kontinuierlich wachsen und Umsätze/Gewinne stetig steigern. Wenn Du mit dem Aktienanteil deines Depots eine Strategie verfolgst, die vielleicht eher in Richtung Zocken geht, ist das natürlich vollkommen legitim. Aber selbst dann würde ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Wasserstoff-Aktien einsteigen. Wenn man sich mal die Charts anschaut z. B. von Nel Asa oder Ballard Power, die habe alle einen parabolartigen Anstieg hinter sich. Was soll da jetzt noch kommen? Mag sein, dass die den Zyklus noch einmal starten können, das mag in 6 Monaten der Fall sein, in 4 Jahren oder eben nie. Schau Dir z. B. Bitcoin an: parabolartiger Anstieg bis Anfang 2018 und seit zwei Jahren warten die Krypto-Jünger jetzt darauf, dass die Kurse auch nur wieder in die Nähe des ATHs kommen. Warum sollte ich jetzt mein Geld in so etwas stecken und damit vielleicht auf Jahre blockieren? Keine Ahnung, ob die Aktien noch mal wiederkommen. Da investiere ich doch lieber in Unternehmen mit breitem Burggraben und kontinuierlichem Wachstum, die seit langem schwarze Zahlen schreiben und bei denen ich mir sicher bin, dass die sich nach dem Crash relativ schnell wieder erholen. Das ist mit Sicherheit keine Strategie, um schnell reich zu werden. Es ist aber auch eben keine Strategie, um schnell arm zu werden.
Da Du schreibst, dass Du ganz zufrieden mit der Performance bist, gehe ich mal davon aus, dass Du früh eingestiegen bist. Und nur dann würde so etwas in meinen Augen Sinn machen. Und wenn Du felsenfest davon überzeugt bist (vielleicht verfügst Du ja auch über brancheninterne Kenntnisse), dass Wasserstoff sich durchsetzt, macht das natürlich auch Sinn. Ich habe davon - wie gesagt - keinen Schimmer, deshalb stecke ich mein Geld da nicht rein.