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Debatte um Spielekritik auf SpOn

Hi,

Hab' zwei ganz interessante Artikel auf Spiegel Online über den gegenwärtigen Stand der Spielekritik gelesen.

Christian Schmidt, ehemals Gamestar, wünscht sich "mehr Geist".
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Kernthese: Anstatt die Spiele, die sich auf dem Weg "in die Mitte der Gesellschaft" bewegen würden, quasi feuilletonistisch zu begleiten, richte sich die Spielekritik zu sehr auf die "Hardcore-Gamer" aus, die vorallem interessiere, welche Waffen in dem Spiel vorhanden sind etc. Seiner Meinung nach solle die Kritik "die Funktionsbeschreibung zurückschrauben zugunsten der Interpretation" und funktionale Urteile "ergänzen durch ökonomische, politische, ethische, künstlerische und gesellschaftliche".
Die Folge dieser Entwicklung sei der Weg in die journalistische und ökonomische Bedeutungslosigkeit der Spielemagazine.
Zitat:
Man hätte gehofft, dass das aktuelle "Deus Ex: Human Revolution" nicht nur danach beurteilt wird, wie nah es am ersten "Deus Ex" ist, sondern auch danach, wie glaubhaft seine transhumanistische Zukunftsvision ausfällt und warum.

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Petra Fröhlich von PC Games erwidert:
Nicht die Kritiken sind platt, aber viele Spiele
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Kernthese: Wer aufrichtig sei müsse attestieren, dass die meisten Spiele ethisch, künstlerisch (...) genauso wenig hergeben würden wie die meisten Spielfilme, Bücher und TV-Serien. Immerhin dienten sie ja "Entertainment und Zerstreuung". Es sei außerdem "mutig" zu glauben, dass man ausgerechnet mit einer quasi soziologisch-feuilletonistischen Sichtweise ein breiteres Publikum ansprechen könne.
Man könnte sich beispielsweise intellektuell mit dem Szenario auseinandersetzen, das der jüngst erschienene Ego-Shooter "Homefront" entwirft: Schauplatz sind die USA des Jahres 2027, die sich mit der Besatzung durch das kommunistische Nordkorea konfrontiert sehen. Interessante Idee. In erster Linie aber ist "Homefront" kein wirklich gutes Spiel - eintöniger Verlauf, stupide Gegner, technisch veraltet und nach fünf Stunden ist alles vorbei.
Sie weist ausserdem darauf hin, dass Spielezeitschriften vorallem deshalb "Hardcore-Gamer" erreichten, weil nicht jeder, der Spiele spielt, gleichzeitig ein Spiele-Fan sei. (Genau wie im Fußball und dem Sportjournalismus.) Sie selber habe diese Lektion (Spieler =/= Spiele-Fan mit Interesse an begleitenden Magazinen etc.) gelernt, als ihr Spielemagazin für Frauen gescheitert sei.
Dazu komme, dass sich ein Spiel von Büchern und Filmen durch das "Feature" unterscheide, worunter sie "Grafik, Sound, Bedienung, Multiplayer, Einstieg, Spieltiefe, Spielmodi, Abwechslung." versteht. Folglich müsse die Kritik auf diese Punkte eingehen.

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Ich persönlich halte die Replik von Frau Fröhlich für überzeugender als den Text von Herrn Schmidt. Insbesondere der Verweis auf das, was sie "Feature" nennt, überzeugt mich, weil ein Spiel nunmal auf aktive Teilnahme abzielt und es insofern naheliegend ist, den Prozess dieser Teilnahme in den Mittelpunkt der Kritik zu stellen. In der Literaturkritik ist es ja auch so, dass der Rhetorik eines Autors sehr viel Platz eingeräumt wird; manche Kritiker halten diese sogar für das letztlich einzig entscheidende und jedenfalls sind viele Schriftsteller (wie Marcel Proust oder Thomas Bernhard) hauptsächlich für ihre Sprache bekannt. Thomas Bernhard meinte sogar, dass die Menschen nicht bewerten sollten, was er schreibe, sondern wie er es schreibe.

Und was die Sprache für das Buch ist, ist das "Feature" eben für das Spiel. Wobei es ja teilweise die unerfreuliche Entwicklung gibt, dass bei der Einordnung von Kunstwerken die politische Botschaft zu stark und der künstlerische Gehalt zu gering geachtet wird. Resultat sind dann gehypte Opern, die musikalisch ein langweiliges Konglomerat aus Grofe und d'Albert sind, aber die eben gehypt werden, weil sie irgendwelche feministischen Themen verarbeiten. Das soll jetzt weiß Gott nicht in so eine "Gutmenschen"-Schelte ausarten, aber ich meine nur, dass man nicht den eigentlichen Kern des jeweiligen Werkes (Ob Spiel oder Buch) ausser Acht lassen darf.

Ich würde mir eher wünschen, dass politische Zeitungen und Magazine die Spiele journalistisch begleiten würden, so wie sie es ja mittlerweile auch mit dem Film tun. Also auch jenseits dieser "Killerspiel"-Debatte. Alternativ hätte ich auch nichts dagegen, wenn Spielezeitschriften mehr Platz für Kolumnen oder allgemein "feuilletonistische" Texte einräumen würden; aber eine Spielekritik sollte sich vorallem auf das beziehen, womit ich hauptsächlich meine Zeit verbringen werde, wenn ich für das Spiel Geld ausgebe.

Ich hätte mir auch gewünscht, dass Herr Schmidt, wenn er schon so aus dem Nähkästchen plaudert, stärker darauf eingeht, inwiefern Kritiker unter Druck gesetzt werden, indem ihnen damit gedroht wird, in Falle von schlechten Kritiken keine Vorabexemplare mehr zu erhalten und sowas.
 
viele spielezeitschriften sind primär an jugendlichen ausgerichtet. selbst, wenn die leser im schnitt deutlich älter sind, geht man von einem verarbeitunsniveau aus, welches bei "geile grafik, viele waffen..." endet. im bestenfall ist das recht amüsant (z.b. gameone) oder kann zum abscannen der fakten benutzt werden, die jeden spieler natürlich auch interessieren. wenn es dann mal einen artikel im kulturteil einer größeren tageszeitung gibt, beschäftigt der sich in der regel in abgrenzung von den ganzen anderen doofen spielen mit einem ausnahmespiel (damals gta4 z.b.), ist geprägt von gewaltiger unkenntnis und bleibt ein aufblitzen, statt einem stetigen arbeiten am thema.
beides geht natürlich an der nicht zu leugenden tatsache vorbei, dass sich mit den spielen, mit virtuellen welten neben der literatur (dem hörspiel/theater) und dem film ein neues medium entwickelt hat, welches nur begrenzt mit den bekannten mitteln zu analysieren ist - beim film kommt eine reine literaturanalyse eben auch an ihre grenzen.
filme verfügen gegenüber büchern noch über die möglichkeit auditiv und optisch informationen zu übermitteln, haben dafür bspw hinsichtlich der gedankengänge, der erzählerfigur... wiederum nachteile. das wird in deutschland zumindest so ganz langsam, viele jahrzehnte, nachdem sich der film etabliert hat aufgegriffen und diskutiert; darf mittlerweile auch im kulturteil besprochen werden. bei spielen ist meines erachtens noch nicht einmal andiskutiert worden, welche besonderheiten dieses medium eigentlich hat und wie sich das auswirkt (bspw auf ganz klassische themen wie storytelling).
storytelling ist auch ein gutes beispiel. wenn man die story über zwischensequenzen, vielleicht noch tonbänder erzählt, hat man da null fortschritt gegenüber dem film gemacht. das kann der nämlich schon seit jahrzehnten. wenn man noch comicartige standbilder + texttafeln mit reinnimmt, kann man vielleicht davon sprechen, dass spiele mehr mischen, als es der film vermag - kein großer fortschritt.
 
ich habe jetzt vor circa 2 jahren angefangen mit dem zockeln unter anderem auch deshalb, weil sich in einigen zeitschriften, oder eben auch bei gameone einige leute darüber gedanken gemacht haben, was dann diese neue medium kann und was es noch lernen muss und sich das so spannend angehört hat, man so eine goldgräberstimmung vorfand, dass einen das echt packte.
Da gab es diskussionen darüber, das die figuren in spielen hinsichtlich der vielschichtigkeit dem film deutlich hinterherhinken (der ja wiederum zumeist dem buch), das themen, die auch in filmen (politische, rassismus, gewalt) besprochen werden und hinsichtlich derer sich ein filmschaffender rechtfertigen muss in spielen kaum aufgegriffen werden (sieht man mal ab von platten muss-diese-zivilisten-totschiess-szene-wirklich-sein-diskussionen) und, ästhetisch betrachtet, eben der feststellung, dass spiele noch nicht annähernd eine eigene erzählweise gefunden haben, sondern eigentlich vor allem filme, das auch noch oft schlecht, kopieren.
Auf der einen seite kann ich feststellen, dass ich als neuling gemerkt habe, dass diese spielemechanik etwas ist, was ich unterschätzt habe, was mich mittlerweile sehr interessiert und was eben teil nur dieses mediums ist, auf der anderen seite muss man feststellen, dass die anderen themen (ein paar habe ich ja eben genannt) seitdem, vorallem in bezug auf das besprechen in fachzeitschriften, eigentlich 0 fortschritte gemacht haben. Hier findet das, was im film immerhin jahrzehnte gebraucht hat, das fast ausschließliche konzentrieren auf einen masenmarkt, aufs geld, aufs spektakel um jeden preis im zeitraffer statt. ein bspw wäre die presse zu dem neuen cod vs battlefield 3. krieg und dessen darstellung wird eigentlich nie thematisiert und das wäre ja auf viel höherer ebene (krieg ja oder nein? garnicht so leicht zu beantworten) als „darf man im spiel zivilisten töten“ spannend und vor allem nötig, wenn man vom reinen unterhaltungsmedium (oder, um es vielleicht treffender zu formulieren, vom medium, dem man noch sehr anmerkt, dass es eher für jugendliche erfunden wurde. Man spricht ja nicht umsonst vom erwachsenwerden des films, des comics und meint damit eigentlich eine qualitative veränderung) wegwill. Mir macht das spaß im spiel rumzuballern – ist doch eigentlich eine spannende und diskussionswürdige feststellung. Wenn man aber dabei stehen bleibt auf der einen seite irgendwas von „ich lass mich doch nicht bevormunden, ich mach, was ich will, das macht einfach bock“ und auf der anderen seite was von „killerspieln“ zu quatschen, kommt man natürlich keinen schritt voran.
 
Und das wäre doch eigentlich schade, weil man das ja nun schon zweimal vergurkt hat:
hohe literatur liest kaum noch jemand und das ja oft zurecht, weil ein merkmal dieser literatur leider ist, dass man sich in bewusster abgrenzung vom pöbel nicht mit so trivialen sachen wie ner guten story... abgeben möchte. Blöderweise ist otto normalbürger nach nem 8h-tag+einkaufen+familie+behördenkram, der ja viel energie raubt aber leider nur begrenzt (aber eben nicht garnicht) in der lage sich in ästhetischen betrachtungen zu verlieren. Da gabs ja mal nicht ganz so blöde überlegungen, dass man ästhetik und unterhaltung doch theoretisch verknüpfen kann. Stattdessen hat man sich dann aber doch darauf geeinigt, dass es die doofen und die schlauen gibt und für die schlauen macht man dann literatur (da fällt mir immer der schöne satz ein: deutscher jazz hat genau die fans, die er verdient. Wenn man so in literaturseminaren sitzt, wird der im übertragenen sinne immer besser). Schlaue literatur zeichnet sich dann ja nicht selten dadurch aus, dass sie unlesbar bis stinklangweilig ist (ach ja, siehe bernhard geht’s ja auch nur um die ästhetik, blöd nur, dass das ganze ohne subventionen, buchpreisbindung, künstlich verbilligte theatertickets... schon längst bankrott wäre).
Den film (das tv) hat man dann de anderen seite zugeordnet (bis auf die künstlerisch ach so wertvollen filme, bei denen oben genannter satz wieder herrlich passt – die größte langeweile hatte ich auf studentenfilmabenden – hätte nicht gedacht, dass so viel langeweile in einen raum passt). Mit der blöden nebenwirkung, dass man ab minute 5 von 90% aller filme weiß, wie der weitergeht und endet, dass arnie eben mal alienjäger, mal präsidentenretter, mal zeitreisender, aber eben letztendlich immer die gleiche rolle spielt (und jetzt gibt’s nicht mal mehr den, sondern vin diesel und konsorten) oder ganz simpel, dass man garkeine lust mehr hat ins kino zu gehen, weil man eh wieder bei „geile effekte, der rest schrott“ landet und auch keine lust mehr hat die kiste anzumachen, weil die alm, elton reist... nur begrenzt erträglich sind und ich z.b. in einer eher schwierigen situation irgendwie auch keinen bock habe mir anzugucken, wie irgendwelche gecasteten 20-jährigen sich ihr loft einrichten oder was weiß ich wo ihren shoppingwahn ausleben (das passiert dann halt, wenn sich schlaue leute was für die doofen leute ausdenken, was die in ihrer doofheit ganz toll finden werden... schon klar).
 
Die gefahr, dass spiele eben der nächste quark werden, bei dem man dann in 5 jahren sagt „ach, kein bock auf kino äh ich meine zocken“ ist schon recht groß. Es wäre meiner meinung nach hilfreich, wenn man eben auch zeitschriften hätte, die ästhetische, erzähltheoretische oder auch philosophische (was genau ist den eigentlich ne virtuelle existenz?)... themen besprächen, wenn man entwickler darauf festnagelt, dass sie das, was spiele (comics z.b. auch) zum durchbruch verholfen hat: themen und settings (man denke bspw. an die sehr eigene japanische ästhetik mancher spiele), die kein anders medium aufgreifen kann (filme werden eben aufs massenpublikum flachgeschliffen, wenn mal jemand wie tarantino was ganz anders macht staunt man kurz und dreht dann halt wieder filme wie transformers 2 und 3 - jetzt in 3d!!!) bzw dies macht (irgendwo im nirvana zwischen unterhaltungsroman und hoher literatur dann schonmal, aber wer kriegt das schon mit?) weiterverfolgen und nicht nur (aber bitte auch!!!) neue technische meilensteine auffährt (das allein wird einen schon eine weile bei der stange halten).
Ganz simpel gesprochen finde ich es echt geil, wenn ich lese, dass bei gow 3 neben neuen waffen, besserer grafik, 4er-koop (astrein) ein hauptaugenmerk auf dem storytelling liegt, der master chief in teil 4 tiefer angelegt werden soll, bioshock oder auch deus ex philosophische themen aufgreifen... und da ist noch viel luft nach oben. der technische fortschritt kommt eh und wird, glaube ich, nicht darüber entscheiden, ob spiele erwachsen werden. Dazu gehört aber auch, dass zeitungen wie der tagesspiegel (weiß gott nicht das intellektuellenblatt, was es gerne wäre) regelmäßig spiele analysieren bzw. spielezeitschriften mal etwas weniger platt werden, vielleicht zumindest als ersten schritt die strunzblöden das sagt das forum-kommentare (marke pornostar187: ist mir doch scheißegal, was oder wenn ich totballer, hauptsache es macht laune. Ich lass mir das nicht vorschreiben – na, wenn freiheit mal so ein simpler begriff wäre) nicht mehr abdrucken würden.
 
hohe literatur liest kaum noch jemand und das ja oft zurecht, weil ein merkmal dieser literatur leider ist, dass man sich in bewusster abgrenzung vom pöbel nicht mit so trivialen sachen wie ner guten story... abgeben möchte.

Blöderweise ist otto normalbürger nach nem 8h-tag+einkaufen+familie+behördenkram, der ja viel energie raubt aber leider nur begrenzt (aber eben nicht garnicht) in der lage sich in ästhetischen betrachtungen zu verlieren.

Schlaue literatur zeichnet sich dann ja nicht selten dadurch aus, dass sie unlesbar bis stinklangweilig ist (ach ja, siehe bernhard geht’s ja auch nur um die ästhetik, blöd nur, dass das ganze ohne subventionen, buchpreisbindung, künstlich verbilligte theatertickets... schon längst bankrott wäre).

Den film (das tv) hat man dann de anderen seite zugeordnet (bis auf die künstlerisch ach so wertvollen filme, bei denen oben genannter satz wieder herrlich passt – die größte langeweile hatte ich auf studentenfilmabenden – hätte nicht gedacht, dass so viel langeweile in einen raum passt).

Mit der blöden nebenwirkung, dass man ab minute 5 von 90% aller filme weiß, wie der weitergeht und endet, dass arnie eben mal alienjäger, mal präsidentenretter, mal zeitreisender, aber eben letztendlich immer die gleiche rolle spielt (und jetzt gibt’s nicht mal mehr den, sondern vin diesel und konsorten) oder ganz simpel, dass man garkeine lust mehr hat ins kino zu gehen, weil man eh wieder bei „geile effekte, der rest schrott“ landet

Naja, es ist schon richtig, dass Literatur, klassische Musik, Arthouse-Filme usw. oft nur zu dem Zweck missbraucht werden, sich elitär abzugrenzen. Das kann man auch schön bei Amazon-Rezensionen oder noch besser bei YouTube beobachten, wo zu den am besten Kommentare bzgl. irgendwelcher Beethoven, Miles Davis oder Tool Videos immer so Sachen gehören wie "Xx~ClockworkOrange93~xX: das sollten viel mehr menschen hören aber die leute sind ja heute dumm und wollen lieber justin bieber" etc. Oder sowas in die Richtung halt. Und viele Arthouse-Filme über indische Kinderheime mit koreanischen Untertiteln und Schauspielern, die dreißig Minuten schweigend in die Kamera gucken, sind wirklich ziemlich langweilig.

Thomas Bernhard allerdings verkäuft sich immer noch sehr gut, wobei man, um die Relevanz der Sprache zu verdeutlichen, auch den sich millionenfach-verkaufenden Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse hätte anführen können, dessen esoterisch angehauchte Teenie-Schmonzetten wohl nur wenige Kritiker interessiert hätte, wenn er einfach nicht so gut geschrieben hätte. Und es ist auch nicht wahr, dass kaum noch jemand hohe Literatur lesen würde. Gut, wenn du unter "hohe Literatur" nur die Preisträger des Bachmann-Wettbewerbs verstehst (Stichwort "Babyficker"), dann mag das ja stimmen, aber Autoren wie Jonathan Franzen zum Beispiel (oder Cormac McCarthy, nach dem ich mich ja hier benannt habe) verkaufen sich ebenfalls sehr gut. Der Zweck von Subventionen wiederum liegt auch darin, moderate Preise bieten zu können. Die Bayreuther Festspiele zum Beispiel würden auch ohne staatliche Subventionen funktionieren, ich kenne Leute, die elf Jahre auf ihre Karte gewartet haben - nur wäre das Ganze dann eben sehr viel teurer.

Wobei ich gar nicht abstreite, dass staatliche Subventionen viele Probleme mit sich bringen, weil sie eben auf eine Abhängigkeit von diesem Staat hinauslaufen. Und wo ich schon "bei diesem Staat" bin: Es mag ja sein, dass "Otto-Normal-Bürger", der sog. "kleine Mann", nicht die Kapazitäten hat, sich in "ästhetischen Betrachtungen" zu verlieren, nachdem er acht Stunden in der Fabrik oder sonstwo gearbeitet hat.

Aber die Frage ist jetzt nur, welche Schlüße man daraus zieht; bedenkt man den Arbeits- und Sozialisationsprozess eben mit oder geht man sozusagen in die Gerhard Schröder Richtung, mit diesem ganzen Currywurstge****** und Geb-mir-mal-n-Flasche-Bier. Dann gibts Hartz IV oder Rente mit 70, dann kannste dich in Afghanistan zum Krüppel schießen lassen oder mit Ein-Euro-Jobbern nach unten konkurrieren. Und wenn du DANN tatsächlich nicht mehr das Geld hast, um dir die Oper leisten zu können und du DANN tatsächlich nur noch Zuflucht in Hollywood suchst und was anderes ausser Currywurst nicht drin ist, dann kannst du sicher sein, dass irgendein "volksnaher" Politiker, ein "Freund des kleinen Mannes und des Otto-Normal-Bürgers" kommt und dir was davon erzhält, dass alles ausser Currywurst und Dieter Bohlen eh nur was für pseuointellektuelle Snobs ist.

In den USA wäre das dann der millionenschwere Möchtegern-Cowboy, der über die "liberal elite" schimpft und für den deutschen Grünen-Nachwuchs wären das dann irgendwelche Aktivistinnen, die dir erzählen, dass Fleisch, Fernreisen, Autos und heiße Badewannen viel zu schlecht für das Klima sind.
Also das sollte man meines Erachtens unbedingt mibedenken, bevor man den sog. "kleinen Mann" gegen irgendwelche "Subventions-Snobs" ausspielt.

(Edit: Wobei ich es auch nicht prinzipiell falsch finde, zum Beispiel die Oper oder Museen zu subventionieren um eben ein Kulturangebot jenseits des reinen Marktdenkens zu bieten. Und im Vergleich zu anderen Dingen, wie zum beispiel dem Krieg in Afghanistan sind das eh nur paar Pfennig.)
 
Zuletzt bearbeitet:
das würde ich so inweiten teilen unterstreichen und auch sagen, dass es eine gefahr in sich bürgt, wenn man da ankommt, zu sagen, dass der einfache mensch sich das so ausgesucht hat und so will... da bestimmt oft das angebot die nachfrage
auf der anderen seite kann man auch an der diskussion über spiele dieses gegeneinander ausspielen sehen: der doofe zockerxy spielt halt den ganzen nachmittag nur spiele, kein wunder, dass der verblödet.
aber spiel haben ja auch einen soziologischen faktor. das ist eben nicht nur stumpfes rumgeballere. in einer welt, in der der einzelne zunehmend weniger mitentscheiden kann, wie sein leben verläuft (vor nicht allzulanger zeit konnte man bspw. maßgeblich mitbestimmen, welchen job man haben wird, den hatte man dann bis zur rente und konnte entspechend planen..) macht es durchaus sinn sich mit den spielen, in die man eben anders als bei büchern und filmen aktiv eingreifen kann, zum ausgleich in eine welt einzutauchen in der man bis zum respawn alles in der hand hält. irgendwoher muss man ja die energie nehmen, am nächsten tag wieder mit dem gefühl "macht das alles überhaupt sinn" (hier fliegt nen atomkraftwerk in die luft, überall kriege, die nächste finanzkrise steht schon vor der tür. ob man dem dann mit ner guten ausbildung begegnen kann ist nicht leicht zu beantworten) seinen kram zu erledigen. wenn da ein dauerohnmachtgefühl bleibt, wirds ja oft eher depressiv. in dem sinne (und etwa zugespitzt) verblödet mancher spieler nicht jeden nachmittag, sondern tankt energie/lässt dampf ab, um am nächsten tag besser weitermachen zu können. die welt wird noch komplizierter werden, der wunsch nach so ner urgesellschaft oder einer, in der alles von vorne bis hinten geregelt ist, ist unfug, spiele könnten in diesem rahmen, so sie sich dem stellen, ähnlich wichtig werden wie filme im vergleich zum buch (ist ja kein zufall, dass filme relevant wurden, als mit der entstehung der großstädte, die ruhige, sich vertiefende, sinnierende.. wahrnehmung durch tausenderlei eindrücke ersetzt wurde. dazu gehört dann aber nicht nur das ablenken von dem her und jetzt, sondern auch dessen analyse
 
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